Konfetti! Und außerdem … Unkraut vergeht nicht
Letzte Woche war bei uns im Hof mal wieder so eine Gartenpflegesituation. Ich möchte hierbei explizit von einer „Situation“ sprechen, um die Dramatik des Einsatzes zu betonen, der sich in regelmäßiger Unregelmäßigkeit ereignet und mich aufs Empfindlichste belästigt. Weil olfaktorisch (Benzinqualm), auditiv (RRRRÄÄÄÄMDÄDÄDÄÄDÄDRÄÄÄÄMÄÄMMM!!) als auch emotional. „Ja hä, aber die räumen doch voll schön auf und dann voll schön Ordnung und so?“ mag ein Einwand sein, den ich entschieden ablehne, da es sich im Ergebnis wenn schon um Ordnung dann um eine handelt, die den Einrichtungsvorschlägen rot-gelb-belogoter Möbelhäuser frappierend ähnelt: sauber, steril, symmetrisch und in seiner verzweifelt bunt betupften Behighlightung seelenlos. Also Gartenpflegesituation, und da musst du hilflos zuschauen, wie ein Mensch ohne Herz wilde Rosen kappt und sprießende Wildblumen rasiert, goldgelbe Felder umpflügt und Kräuterbüsche ausreißt, um hernach eine akkurat gestutzte, doch verwundete Fläche zu hinterlassen, auf der man das Gras nicht wachsen, wohl aber weinen hört. Ich kann mich damit gut identifizieren da ich der Meinung bin, auch Pflanzen verfügen über Charaktere, denen der Phänotyp lediglich Ausdruck verleiht. Rose (hinterfotzig): „Ja ich bin total schön und dufte, jeder liebt mich, aber kommst du mir zu nah, zerstech ich dir die Augen!“ Klatschmohn (beleidigt): „Upsiwupsi, das hast du dir so gedacht dass ich in der Vase hübsch wäre aber BÄM nicht mit mir, ich lass einfach alle Blätter fallen ÄTSCH!“ Gänseblümchen (devot): „Nee du is voll okee dass du mich dauernd zerlatschst, macht mir voll gar nichts aus, schau wir sind eh so viele und huch jetzt hast du mich jemand versehentlich ausgerissen das ist vielleicht ein bisschen AUI nicht die Haare menno …“ Oder Brennnessel (verschlagen): „Komm nur her du Wicht, trau dich ruhig, komm komm dir zeig ich’s, wag dich nur noch einen Schritt vor und dann PENG sprüh ich meine Geheimwaffe auf dich und du wirst LEIDEN, muahhahaa!“ Und dann gibt es: Löwenzahn. Jeder (gute) Mensch liebt Löwenzahn, obwohl der eigentlich nichts dafür tut. Löwenzahn ist so „Hey yo, du auch hier? Cool ich auch, ich hoff ich stör nicht, meld dich einfach, ich kann easy auch noch ein bisschen rutschen und mach’s uns schön bunt. Sag halt Bescheid worauf du Bock hast, Bro! Oha jetzt hast du versehentlich Zement / Teer / ein Haus auf mich geschüttet, fuck ey tut mir leid für dich das kann echt mal passieren mach dir keinen Kopf, ich krieg das schon wieder hin …“ Und dann stemmt sich der kleine Löwenzahn mit aller Kraft gegen die Welt einfach so und drückt ganz fest und feste und dann PLOPP! wo grad noch graubraunes Ödland war schießt ein gelber Kopf hervor und noch dreiachtsiebzehn mehr! Ist das nicht wunderbar? Schöne Grüße an den Gartenpfleger: Es sieht schon wieder genau so schön aus wie vorher. Opa hatte recht: Unkraut vergeht nicht! Ätsch!
// Text: Katharina Wasmeier / Bild: Hannah Rabenstein //
~~ Diese Glosse erscheint unter dem Namen „Runter vom Sofa“ in der Freitagsausgabe der Nürnberger Nachrichten und Nürnberger Zeitung ~~