Konfetti - Die Kolumne

Konfetti! Und außerdem … Wannenmission

Menschen preisen mir unablässig verschiedenste Tätigkeiten an, die sie für die Krönung der Entspannung halten. Die Crux verbirgt sich im vorangestellten Satz gleich mit, preisen sie doch in Wahrheit keine Tätigkeiten, sondern Untätigkeiten. Von denen ich weiß, dass sie mich auf direktem Wege in den Wahnsinn treiben. So ist es mir beispielsweise ein völliges Rätsel, wie eins saunieren gehen kann, zumal alleine. In die Sauna geh ich erst, wenn jemand hitze- und wasserbeständige Bücher erfunden hat (nein, kein Tabletdingens) – unterhalten darf man sich ja nicht, hat das doch sofort den bösen Blick zur Folge. Weiß ich, hab ich ausprobiert. Auch ausprobiert habe ich beispielsweise sogenannte Wellnessbehandlungen verschiedenster Couleur, die stets auf gleiche Art vonstatten gingen.

Jemand knetet und pienzt mir im Gesicht herum, so dass ich gar nicht wissen will, wie das jetzt aussieht, schmiert mir dann eine Masse, äh nein, Maske unbekannten Ursprungs hinauf und sagt dann „So und während das einzieht können Sie sich ganz entspannt entspannen“ und verlässt den Raum, was zur Folge hat, dass ich in größter Not beginne, Minuten zu zählen oder den Takt, in dem eine Farbentspannungswärmelampe die Tönung wechselt, um dann abzuwägen, wann ich wohl damit beginnen kann, initiativ die Masse vom Gesicht zu holen, ohne den sogenannten Wellnessbeauftragten all zu brüskieren. Das Nonplusultra an Entspannungsschreck impliziert aber für mich das Wort „Badewanne“. Ein großes Rätsel meiner Zeit, wie irgendjemand sich allen Ernstes zu Zwecken des Seelebaumelns in ein Gefäß hineinbegeben kann, dass 1. hinten wie vorne zu kurz ist und 2. einen in seinem Dasein nachgerade behindert.

Der Vollständigkeit halber sei gesagt, dass ein sogenannter „entspannter Fernsehabend auf der Couch“ bei mir so aussieht, dass ich auf der vordersten Kante des Kanapees in nächster Nähe zur Türe hocke, um wann immer mir irgendwas einfällt aufspringen und das Erinnerte umgehend ausführen zu können. Hornbach lässt grüßen – es gibt immer etwas zu tun. Ob ich das dann auch mache oder nicht, steht auf einem anderen Stück Seife. Allein es muss die Möglichkeit einer adhocen Erledigung bestehen. Und das, da sind wir uns einig, ist in diesem „Badewanne“ eben nicht gegeben. Da liegt man dann, zuppelt abwechselnd mit Ober- oder Unterleib unter Wasser, während der jeweils andere Teil friert, versucht, ein Buch nicht in den Schaum zu tunken, während einem dauernd Dinge einfallen, die dringend getan werden müssen (nicht) könnten. Abspülen, Wäsche rein, Wäsche raus, Zettelwirtschaft und so weiter. Sehr anstrengend. Stundenlanges lesen auf dem Kanapee hingegen funktioniert ganz prächtig. Ich könnt ja tun, wenn ich müsst. Man möge nur bitte aufhören, zu versuchen, mich in puncto Badewanne zu missionieren.

// Text: Katharina Wasmeier / Bild: Hannah Rabenstein //

~ Diese Glosse erscheint unter dem Namen „Runter vom Sofa!“ in der Freitagsausgabe der Nürnberger Nachrichten ~