Konfetti! Und außerdem … Ich parshippe jetzt nicht!
Ich hatte grad Januar. Was so viel bedeutet wie: Ich mach grade alles, was ich in den anderen elf Monaten niemals tun würde, und freu mich wie Bolle. In erster Linie ist hierunter zu verstehen, dass ich eine innige Beziehung mit meiner Couch eingegangen bin, die ja das restliche Jahr über aufgrund bekanntem Veranstaltungs- und Aktivitätsangebotsüberfluss sowie einer bis zum Pathologischen ausgeprägten Spaßverpassungsangst kaum zu Gesicht bekomme. Weil man aber nicht immer nur Reclamhefte lesen kann und im Brockhaus blättern, muss hier und da das Fernsehgerät aktiviert werden. Und weil man auch in diesem nicht immer nur Arte, Bayern Alpha und 3Sat schauen kann, begegne ich gelegentlich abendfüllenden Werbeblöcken, die gelegentlich, aber nicht weiter störend von einem sogenannten Blockbuster unterbrochen werden, womit auch endlich geklärt wäre, wie der „Blockbuster“ eigentlich zu seinem Namen kommt.
In diesen Werbeblöcken tritt, zumal am Wochenende, eine relative Häufung von Anpreisungen von a) Diätprodukten, b) Sportgedöns à la „I make you sexy“-Drohung und c) Anti-Single-Portalen auf. Weil ich so schlau bin, weiß ich, dass Werbung auf die angenommene Zielgruppe optimiert wird (Putzmittelchen und Schoki und Ekelsüßlikör beim „Bachelor“, Gillette-wir-haben-mal-wieder-den-besten-Rasierer-aller-Zeiten-erfunden und Auto beim der Champions League) und bin umgehend beleidigt, bin’s doch schließlich ich, die Samstagabend an der Couch lauscht und darob von der Industrie als äußerlich optimierbar vorverurteilt wird. TSA! Bei der Single-Plattform aber werd ich hellhörig, vor allem bei der einen jenen welchen.
„Alle 11 Minuten verliebt sich ein Single über Parship“, pontifiziert es da nämlich. Umgehend stellt sich da ein Gefühl des Mitleids ein: Der arme Single, denk ich mir da nämlich, sitzt er jetzt im Irgendwo und ist verliebt und schmachtet vor sich hin und muss dann Schoki und Ekelsüßlikör in sich hineintun und dann wieder von vorne beginnen mit dem ganzen Scheiß. Parship generiert lauter unglücklich Verliebte und wirbt dann auch noch damit, das find ich nicht in Ordnung. Weil sonst müsste es doch heißen „alle 11 Minuten verlieben sich zwei Singles ineinander über Parship“! Das wäre schön! So: ein Szenario des Kummers. Aber wir können ja mal kurz nachrechnen: „Alle 11 Minuten“ sind 131 am Tag, also knapp 48000 im Jahr. Parship hat in Deutschland knapp fünf Millionen Mitglieder. Nach Adam Riese dürfen wir die Werbung also wie folgt modifizieren: „Parship – nicht mal 1% unserer Mitglieder verliebt sich pro Jahr“ – also auch nicht unglücklich. Also alles wieder gut. Her mit dem Likör und auf geht’s in die Real-Life-Singlebörse!
// Text: Katharina Wasmeier / Bild: Hannah Rabenstein //
~ Diese Glosse erscheint unter dem Namen „Runter vom Sofa!“ in der Freitagsausgabe der Nürnberger Nachrichten ~