Konfetti! Und außerdem … Wir basteln uns ’nen CKM
Geier Sturzflug hat’s 1999 schon gewusst (Regieanweisung: Grölstimme an!): „Foltert mich mit Wissenschaft, bis ich nicht mehr kann. Geht’s mir dann ganz schmutzig, stampft mich kräftig ein. Zum Segen der Nation muss das wohl so sein. Doch eins kann mir keiner nehmen, und das ist die pure Lust am Leben!“ Was man mir aber zu meinem großen Erstaunen sehr wohl nehmen kann, ist die weltwichtigste Weltveranstaltung der Welt, und das ist jetzt schon blöd insofern als ich dank dem WSV im Februar 2020 erstmals rechtzeitig das passende Schuhwerk besitze und zudem seit Wochen schon starrköpfig in meiner Rauschgoldperücke vor dem Spiegel steh und mit salbungsvoller Geste und sanftem Gesicht zu meinem Markte einzuladen üb. So, jetzt kannst du dich aus Zorn vor dem Regime auf dem Hauptmarkt wälzen und Sternderlgirlanden aus der Genfer Konvention psaligraphieren. Oder du machst es dir halt daheim. Also christkindlich. Das geht ganz leicht: Gründe die Whatsappgruppe „FeuZaBo@CKM“, lade wahllos so viele Freunde und entfernte Bekannte ein wie geht. Stelle Benachrichtigungen laut. Ziehe dich zu warm, aber nicht wasserfest an. Binde dir Kindergummistiefel lose baumelnd in Augenhöhe an die Mütze, dekoriere mit Regenschirmspitzen. Tauche deine Hände in warmen Glühwein, rubble mit einem Taschentuch daran herum, verteile klebende Fussel im Gesicht. Tupfe Senf auf Nase und Schulter, vielleicht auch keck schräg unterm Auge. Suche Video vom Christkindkind. Stelle Flaschen blickdicht vor den Bildschirm, leuchte alles mit grellen Lampen aus. Suche bei YouTube nach „Weihnachtslieder Dialekt deutsch“, spiele alle gleichzeitig ab. Schau dich fremd im Spiegel an. Wirf dir grantigen Blick zu. Löse die Sprinkleranlage aus. Stelle dich auf Coolpacks. Friere. Schwitze. Habe Durst. Habe Kopfweh. Verliere Handy. Werde panisch. Habe alle Freunde verloren. Finde Freunde wieder. Freu dich! Nuckle am Flachmann. Schaue auf die Uhr: Noch eine Stunde! Zupf dir am Bein. Will nach Hause. Bist du doch schon! Schleich dich aufs Klo, versuche dabei auszusehen als wärst du hier natürlich Gast. Bestelle Bratwurst online, bitte darum, auf dem Weg eine Wurst zu verlieren und Isoliertasche offen zu lassen. Schau aus dem Fenster. Entdecke Bekannte weiter hinten, winke! Remple dir dabei an die Tasse, verschütte Glühwein. Reibe halbherzig an Tapete herum. War eh kalt. Nochmal Flachmann. Sei besinnlich. Setze Polizeimütze auf, flirte mit deinem Spiegelbild. Mehr Schuss! Liebe die Welt. Umarme den Bildschirm. Die Flaschen auch. Alle. Weine. Versichere dir, dass du willkommen bist. Wanke ins Bett. Sei glücklich. Singe Weihnachtslied. Decke dich mit Plastikflügeln zu. Alles wird gut.
// Text: Katharina Wasmeier / Bild: Hannah Rabenstein //
~~ Diese Glosse erscheint unter dem Namen „Runter vom Sofa“ in der Freitagsausgabe der Nürnberger Nachrichten und Nürnberger Zeitung ~~