Konfetti - Die Kolumne

Konfetti! Und außerdem … Zorbo und der alte Hans

Vorsichtig, ganz vorsichtig kugelte sich Zorbo von hinten an The Masked Teacher heran. Die merkt echt nichts, lachte er sich ins Fäustchen und schlug sich schon einmal die Stimmgabel an die Stirne, um gleich auch den richtigen Ton zu treffen, „Ein bisschen Spaß muss sein, dann ist die Welt voll Sonnenschein“, das würde der Retter gleich anstimmen, gleich, sobald er … „SPINNST DU JETZT ENDGÜLTIG?“ schrie seine Freundin plötzlich los, und Zorbo machte einen Satz. Leider vergaß er dabei seine Kugel, der Mundschutz rutschte ihm vor die Augen, und blind donnerte und dotzte er im supergeheimen Heldenhort herum. Das Bratwurst Rösslein wieherte vor Vergnügen. „Du bift fo dämlich“, spuckte Chuck Noris seinen Klumpen Acker auf den Boden. Da, wo er hingehört, verfluchte er seine Wahl, die dazu geführt hatte, dass jetzt lauter feine weiße Fadenstangen in seinen Kraterzähnen hingen. Wer ließ sich sowas nur einfallen? Künftig gab es wieder Turnmatten, das war geschmeidiger. „Du follteft doch langfam getfeckt haben, daff wir dich fehen können!“ – „Ja, schon“, gestand Zorbo betreten und versuchte, aus dem zertrümmerten Gurkenregal vorsichtig herauszurollen. Wäre er bloß im Bett geblieben! Erst hatte der oberste Vorsitzende alle Feste abgesagt, dann war die Moosmischung gründlich misslungen, mit der er heute Nacht durch die Gassen rollen und aufmunternde Parolen an die Sandsteinmauern hatte säen wollen. „May the 4th be with you“, beispielsweise, das fand er gut. Oder „Unser Zorbo war ein Schmuh- / macher und Poet dazu“, das hatte er vergnügt laut vor sich hin gedichtet – und sich prompt eine Ohrfeige kassiert. „ROTZLÖFFEL!“, hatte der alte Hans von seinem Sockel heruntergedonnert, „wenn er schon derart miserabel knittelversen muss, dann ersinne er gefälligst eigene Reime!“, und wütend seinen Meistersingerbart gezwirbelt. „ES WIRD NICHT MEHR GESUNGEN!“ grollte es noch lange hinter Zorbo her, der verdrossen über sein Flüsschen heimwärts trieb. Freilich konnte er die Wut verstehen, war selbst zutiefst betroffen: keine Minne, nicht einmal das Heilige Fest der Barden sollte ihm in diesem Jahr vergönnt sein. Doch es half alles Klagen nichts, und es war ja auch nicht alles schlecht, zumindest nicht für hoffnungslose Optimisten, die plötzlich feststellten, dass bei allen Restriktionen das DisTanz-Vergnügen nicht zu verachten war: Man lernte seine Nachbarn kennen, traf sich mit ihnen hinter Hecken und an Zäunen, feierte am Abend über Balkongrenzen hinweg und reichte sich die Grillwurst und Maibowle per Flaschenzugkonstruktion über die Innenhöfe; der DisTanz wurde immer ausgefeilter choreographiert. Zudem wurde es unbestreitbar wärmer, und Zorbos jüngster Wahnwitz gewann an Form. Nun ja: Volumen eher. Hermannus Gigantus wuchs und gedieh, unlängst hatte er ihn umgesetzt aus einem Gurkenglas in eine kleine Wanne. Die Straßen des Städtchens heizten sich zusehens auf, kaum Schatten, kein Baum, der den Marktplatz kühlte. Wenn er hier also zur richtigen Uhrzeit den Großen Teig freiließ und dann wartete, bis … Zorbo zupfte vergnügt am Abakus herum. Der Frühling war gerettet! Jetzt brauchte er nur noch neues Moosspray. Er hatte eine Eingebung. „Dann sollen sie doch Kuchen essen!“, notierte er in sein Heft.

// Text: Katharina Wasmeier / Bild: Hannah Rabenstein //

~~ Diese Glosse erscheint unter dem Namen „Runter vom Sofa“ in der Freitagsausgabe der Nürnberger Nachrichten und Nürnberger Zeitung ~~