Konfetti - Die Kolumne

Konfetti! Und außerdem … Advent, Advent, der Kittel brennt!

Mit dem Beginn des Advents vollzieht sich mit vielen Menschen Wunderliches. Das ist in vielen Breiten so, im Hiesigen jedoch, so meine ich, ganz außerordentlich, weiß der Nürnberger doch, dass jetzt wieder die Fahnen dessen gehisst werden, wofür er auf der ganzen Welt gekannt, geliebt, vergöttert wird. Bratwurstlebkuchenglühwein, christkindliche Glückseligkeit. Doch wie jede Medaille auf der Welt hat auch unsere blankpolierte zwei Seiten, und die präparieren sich jeweils typisch für das Unvermeidliche. Seite eins lassen wir aus, daran befinden sich: Griesgrame, Zugezogene, Spaßbremsen, Bähmenschen. Pah. Seite zwei jedoch reibt sich seit Wochen die klammen Pfoten. Schmiedet Pläne, obwohl sie doch eh weiß, worauf’s hinaus läuft. Nennen wir es: fatalistisch. Neben wichtiger Oberpunkte wie „bester Treffpunkt“, „dickste Lammfellsohle“ und „schnell nochmal in den Prolog spicken“ ist der Casus Knacksus jedoch dieses Getränk, um das man einfach nicht herumkommt, und, wenn man ehrlich ist, auch nicht herumkommen will.

Man spricht also weiter vom „Zwei-Minuten-Fenster“ und meint damit die Zeit, in der das da in den heiteren Tassen trinkbar ist, darüber hinaus von Flachmännern, Sauren Gurken und der Thermostasse, was unweigerlich zur Frage nach der Thermoskanne führt. Hier jedoch hält der kluge Eingeborene inne. Und erinnert sich: Hatte da nicht unlängst ein lustiger kleiner Freistaat scheu versucht, sich vom Stigma des ScheußlichsterdialektdesLandes freizumachen und sich die Sympathie der Nürnberger zu erbraten, indem er Wurst fürs Volk ankündigte? Sah der sich da nicht unversehens Aug in Aug mit Hunderten fränkischen Zerberussen, die die Grillzange schwangen, den andren Exil und sich selbst Verarmung kündend? Da war nämlich Schluss mit lustig.

50 Jahre Mauerfall, Verbrüderung, tränenreiche Küsse, und dann kommt da plötzlich der Ossi und will Würze in unser Leben bringen, also nein wirklich, bei der Wurst, da hört die Freundschaft auf, dann lieber ein Extrasolizuschlag Senf. Von dieser Episode eingeschüchtert, fügt sich der Eingeborene also flugs in sein Schicksal, auch weiterhin Qualitätsware zu angemessenen Preisen in umsatzbegünstigenden Gefäßen zu degustieren, anstatt sich von daheim was mitzubringen und das Kommerzfeld gütig den Besuchern zu überlassen, liebevoll Selbstzubereitetes wird eh gemeinhin überschätzt. Wir freuen uns also überschwänglich auf Senfflecken, Kinderstiefel im Auge und darüber, dass wir alle so willkommen sind. Solang wir nichts verschenken.

/ Text: Katharina Wasmeier. Bild: Hannah Rabenstein /

~ Diese Glosse erscheint unter dem Namen „Runter vom Sofa!“ in der Freitagsausgabe der Nürnberger Nachrichten ~