Konfetti - Die Kolumne

Konfetti! Und außerdem … Märzhasen

Ich mag so meine Fehler haben, doch eines ist mir gänzlich fremd: Neid. Ich freue mich ehrlich, wenn jemand hoch im Lotto gewinnt und weiß ja, dass mein Loskauf immerhin ein soziales Projekt unterstützt. Ich finde klasse, wenn jemand zur Einschulung ein Auto geschenkt bekommt, denn schließlich kann ich dann später vielleicht mal mitgenommen werden. Ich lächle sanft, wenn man mir den Parkplatz stiehlt und finde, ein bisschen Bewegung tut mir sicher gut. Und Menschen, die ihr mittleres Einkommen in der geerbten Villa mit Park und Pool an wohlgeformte Kinder, niedliche Hunde und beige Klamotten verschleudern, sind in Wahrheit immer einsam und supertraurig, wie ja wohl ein jeder weiß. Es gibt allerdings auf meiner weißen Tugendweste einen Fleck. Der ist gallig grün und glühend rot, der stinkt und funkt und leuchtet lodernd auf, wann immer es um ein bestimmtes Thema geht: Menschen, die im Sommer Geburtstag haben. Menschen, die im Sommer Geburtstag haben sagen „Ich hab da so ein kleines Grundstück bei Freunden mit einer offenen Scheune, da machen wir Lagerfeuer und Hannes bringt die Gitarre mit, das wird schön.“ Menschen, die im Sommer Geburtstag haben, sagen „Ich hab gedacht, wir treffen uns einfach alle oben auf der Mauer unter den Kastanien, jeder bringt bisschen Wein und Käse mit, das reicht doch?“ Sie sagen „Ich würd total gern einfach nur mit dem Rad rüber zum See fahren und dann mit euch abhängen bis es dunkel wird und vielleicht ja auch noch länger, hihi“ Sie labern von Picknick und Gärten, von Deckenlagern und Lichterketten. Menschen, die im Sommer Geburtstag haben, sagen „Ich besorg Getränke und einen Grill, ach nein zwei wegen Hannes und Jule, könnt ihr euch um Salate kümmern? Mama macht ihren Erdbeerkuchen“, „ich hab ab 16 Uhr drei Tische im Schönstenbiergartenderstadt reserviert“, „ich bin gegen 17 Uhr auf Straßenfest XY, kommt doch einfach“ und „wir fahren um 10 mit der Gräfenbergbahn nach Dings, da geht’s dann total schön durch so’nen Wald und auf der anderen Seite wartet der Kajak-Verleih, das wird witzig!“ Ich: sag das nicht. Ich sage: „Ääääh kein Plan?! Eisschnee oder Sonnenschein – alles ist möglich Anfang März, wissen tut man’s nie genau. Weil ich von diesem Umstand jedes Jahr aufs Neue überrascht werde, hab ich natürlich keine Partykneipe gemietet und auf daheim feiern hab ich keinen Bock, also machen wir’s doch wie immer: Ich kümmere mich um nichts, aber weil ihr mich so liebhabt, ist euch das genug, und deswegen stehen wir beim kleinsten Sonnenstrahl draußen im Park und feiern das Wunder meiner Geburt und der Blasenentzündung – einverstanden? Super!“ Shoutout an alle März-Geborenen: Was uns nicht umbringt, macht uns härter! Und wenn irgendeine Sommernase sagt, wie schlimm alles ist, weil immer alle im Urlaub sind oder auf so viele andere Veranstaltungen, dann nehmt sie feste in den Arm. Ganz neidlos!

// Text: Katharina Wasmeier / Foto: Unsplash //

~~ Diese Glosse erscheint unter dem Namen „Runter vom Sofa“ in der Freitagsausgabe Nürnberger Nachrichten und Nürnberger Zeitung ~~