Live / Musik

Konzertbericht: Philipp Dittberner

Allein unter Frauen.

Dass sich die Körpertemperatur eines Menschen durch sexuelle Erregung erhöht, ist ja seit längerem bekannt. Dass ein circa 70-prozentiger Frauenanteil bei einem Konzert dazu führt, dass einem der Schweiß herunterläuft, weil sich der Club so stark aufheizt, wäre seit letztem Dienstag auch bewiesen.

Der Berliner Singer-Songwriter und Frauenschwarm Philipp Dittberner kam nämlich zu Besuch und der Club Stereo war bereits Wochen im Vorfeld ausverkauft.
Beim Warten auf den Beginn des Konzertes konnte man bereits einige junge Damen davon schwärmen hören, wie doch seine Musik berühre wie keine andere und dass doch seine Texte so unglaublich tiefgründig seien und direkt ins Herz gehen. Joah, hat man jetzt genau so vor einigen Jahren auch über Philipp Poisel gehört.
Aber ich will hier gar nicht lästern. Ich mag Philipp Dittberner. Seine Musik ruft bei mir zwar in keinster Weise ähnliche Reaktionen wie bei der anwesenden Damenwelt hervor, aber ich hör sie ganz gern und genau deshalb war ich hier.

Seine One-Man-Vorband Fins überzeugte durch gefühlvollen Pop und war nach dem Auftritt auch direkt als Keyboarder in Philipps Band eingebunden.

Und dann war es so weit. Der Star des Abends betrat die Bühne und die Temperatur stieg weiter an.
Aus den ersten Reihen glaubte man ein leichtes Seufzen der Verzückung zu vernehmen und anwesende Lebensgefährten wurden für die nächste gute Stunde links liegengelassen. Zumindest antwortete auf die Frage, ob denn glückliche Pärchen anwesend sind, nur eine(!) Person.
Allgemein waren die Rückmeldungen aus dem Publikum eher dürftig. Klar, bei sanfter Popmusik, die mehr Wert auf textlichen Inhalt als auf treibende Rhythmen legt, erwartet niemand eine wilde, extatisch tanzende Menge, aber der Applaus hätte ruhig etwas kräftiger ausfallen dürfen.
Richtig nervig waren vor allem die jungen Damen und mittelalten Herren, die es tatsächlich das ganze Konzert über nur für zwei Songs schafften ihre Klappe zu halten. Wenn ich 15 Euro für ein Konzert zahle, dann will ich doch auch was mitbekommen und nicht nur ’ne Hintergrundbeschallung für mein Kaffeekränzchen haben. Vor allem bei ausverkauften Konzerten ist das ein Schlag ins Gesicht für alle, die keine Karte mehr bekommen haben. Mädels und Jungs, beim nächsten mal lieber Mono statt Stereo, da stört euer Geratsche auch niemanden.
Dittberner2
Genug gelästert, soll ja hier kein Verriss werden.
Schließlich war das Konzert musikalisch wirklich topp.
Popmusik mit Texten die von Herzen kommen und schon ein bisschen auch ein Männerherz berühren. Ich bin ja nicht aus Stein.
Der Versinger ausgerechnet bei seinem größten Hit, Wolke 4, machte ihn auch wirklich sympathisch.
Irgendwann kam dann auch endlich mal Stimmung im Publikum auf und die ersten Reihen drehten sich zu „In deiner kleinen Welt“ wild im Kreis.
Schade nur, dass das die letzte Zugabe war.
Es bleibt zu Hoffen, dass für Philipp Dittberner dieser Abend angenehmer im Gedächtnis bleibt als sein letzter Besuch in Nürnberg. Da kam er nach einer Radio-Preisverleihung nämlich bei der Aftershow nicht in den Club rein.

War ich enttäuscht vom Konzert? Ja, schon ein bisschen.
War ich enttäuscht von Philipp Dittberner? Keineswegs, er hat sein Möglichstes getan und für sein Publikum kann er nichts.
Werde ich wieder auf eines seiner Konzerte gehen? Vielleicht bei ’nem Festival, sonst bleib ich lieber nur bei seiner Musik.

// Text: Simon Strauss / Bilder: Bing-Hong Hsiao //

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