Interviews / Musik

Gefragt: Grossstadtgeflüster

Einige fangen an zu sabbern und zucken…
während die Zeitungen schon die Headline drucken

Wir hatten das Vergnügen, Jen Bender -Der Sängerin von Grossstadtgeflüster- ein paar Fragen um die Ohren zu hauen. Dabei ging es beispielsweise um Realitätsflucht, Syrien, die aktuelle Single uvm. Doch genug mit Oberbegriffen geschleudert und gespoilert!

HDIYL: How deep is your love?

Jen: My love is der temple of deepness man!

HDIYL: Was macht euer Leben lebenswert?

Jen: Ich habe das Glück zu einer Zeit an einem Ort leben zu dürfen an dem ich mir keine ernsthaften Gedanken ums überleben machen muss. Dementsprechend kann ich behaupten, dass so ziemlich jede Herausforderung und jeder Grenzgang in meinem Leben, mein Leben noch lebenswerter macht. Ich darf mich mit mir und meiner Selbstverwirklichung beschäftigen, ich kann mich zwischen gutem und schlechtem essen entscheiden, meine liebsten und ich sind weitgehend gesund, ich darf mit Musik zur Zeit meinen Lebensunterhalt bestreiten, ich führe regelmäßig tolle Gespräche mit interessanten Leuten und mich umgeben Menschen die mich lieben, die ich liebe und für die ich durch die Hölle gehen würde. Ich kann also behaupten ein durch und durch lebenswertes Leben zu führen.

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HDIYL: Welche Interviewfrage würdest du nie beantworten?

Jen: Eine auf die ich keine Antwort habe.

HDIYL: Überwiegt bei euch gegenwärtig mehr Konfetti und Yeah, oder werdet ihr zunehmend mehr dazu gezwungen, euch in eurem Wochendhaus in der Fickt-Euch-Allee zu verschanzen?

Jen: Definitiv zweiteres, denn nur weil ich ein unverschämtes Glück im Leben habe, heißt das ja noch lange nicht, dass ich dafür nicht mit verantwortlich bin und dazu gehört für mich auch sich vor der Beschissenheit der Dinge manchmal zu verschanzen und nicht bei jedem Game mitspielen zu müssen.

HDIYL: Die Rezeptionen auf „Fickt-Euch-Allee“ sind sehr unterschiedlich. Die einen feiern den Track als neue temporäre Berlin-Hymne, während z. B. beim Tagesspiegel Angie Pohlers schreibt ,,Dahinter steht wahrscheinlich folgende Haltung: Warum nicht Alkohol und Drogen, bis es Mitte der Woche ist? Wer sein Leben auf die Reihe bekommt, stört doch nur das Selbstbild der realitätsflüchtigen Partyszene von Kreuzberg und Friedrichshain’’. Was haltet ihr von dem infantilen Klischee & Stigmatisierungs-Puzzle-Game, was Frau Pohlers hier spielt?

Jen: Na da ham wa ja scheinbar jemandem auf die Füße getreten wa? Das liegt alles so weit ausserhalb von Dingen über die ich mir Gedanken mache. Ich glaube ja, wenn jemand sein Leben wirklich „auf die Reihe“ (was auch immer das heissen soll) bekommen hat, ist er/sie so cool mit sich, dass er/sie sich keine Gedanken mehr um den Lebensstil anderer machen muss, weil er/sie sein eigenen nicht mehr in Frage stellt.

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HDIYL: Facebook, Twitter, Instagram und Co.? Fluch oder Segen?

Jen: Beides.

HDIYL: Welche Fragen habt ihr euch zuletzt gestellt?

Jen: Was koche ich heute. Ich habe mich für eine Suppe entschieden…Gemüsesuppe…mit Gemüse…die steht gerade auf dem Herd.

HDIYL: Dürfen wir euch mal in eurem Wochenendhäuschen zum Eierschaukeln besuchen?

Jen: Wir bitten darum. Bringt Bier mit.

HDIYL: Bitte vervollständigt diesen Satz. Bombenkrieg mit Syrien wir sagen ganz klar…?

Jen: Ernsthaft?

HDIYL: Ja, sehr ernsthaft !

Jen: Mir fällt gerade keine knackige Parole ein, die diesen langwierigen Wahnsinn, mit all den Gruppierungen und verschachtelten Interessen auf den Punkt bringt. Bombenkrieg mit Syrien haut nicht so richtig hin finde ich, dass ist doch alles viel komplizierter. Aber grundsätzlich finde ich Krieg natürlich immer scheiße. Immer. Und ich glaube nicht daran, dass man mit Waffen Frieden erzeugen kann.

HDIYL: Tja, leider Ende Gelände.

Ach und was wir auch schon immer mal sagen wollten:

Fickt-Euch-Allee !

Informationen zur jetzigen Tour und der aktuellen Single:

facebook.com/grossstadtgefluester

grossstadtgefluester.de

/ Text Simon Strauss & Leo Zimmermann /Bilder: Kai Müller /