Konfetti - Die Kolumne

Konfetti! Und außerdem … Promiversehen

Unlängst trug es sich zu, dass zwei ältere Herren, die in meinem Leben beide unterschiedliche doch nicht unbedeutende Rollen spielen, unverhofft aufeinandertrafen. Da ich es für erstens der Höflichkeit geschuldet und zweitens unumgänglich hielt, sie einander vorzustellen, schritt ich alsgleich zur Tat, ums hinter mich zu bringen. „Darf ich vorstellen, das ist der W.“, sprach ich, und weiter: „Und das hier, das ist mein P.“ Und noch bevor die aufeinanderzustrebenden haarigen Pranken sich berühren konnten, erhellte sich das Antlitz des W., und er rief aus: „Ach, SIE sind das? Von Ihnen liest man ja ständig in der Zeitung, ich weiß alles von Ihnen! Wie schön, Sie endlich mal persönlich kennenzulernen, Sie sind ja sozusagen eine Berühmtheit.“

Der P. errötete bescheiden kichernd, und ich tat’s ihm gleich, allerdings aus anderen Gründen. Und ohne Kichern. Eher mit Verschluckhusten. „Momenteinmal“, stieg die Rebellion in mir auf, „was ist jetzt das? Hat er da grad ‚Berühmtheit‘ gesagt? Jetzt langt’s aber! Da rackerst dich ab seit Wochen und Jahren und schreibst und machst und kehrst dein Innerstes nach außen, mühst dich um Witz und Inspiration und schreckst auf im Schlaf, weil ein Geistesblitz nach Niederschrift verlangt, beobachtest deine Außenwelt mit niedagewesenem Scharfsinn und ebensolcher Züngigkeit, aber ER ist die Berühmtheit? Da schlägt‘s aber 13!
Anstatt dass es heißt, ‚Ah, Sie sind das, die die arme K. immer so drangsaliert und drillt und ihr das Leben arg vergräzt, schämen Sie sich nicht?‘ heißt es ‚Juhu‘ und ‚fein‘ und bald dann ‚Kann ich vielleicht ein Autogramm von Ihnen haben?‘ und dann werden rote Teppiche ausgerollt, auf denen gewandelt und in Wurfrosen gebadet wird, und der arme Ghostwriter, namentlich meine unwürdige Person, darf froh sein, wenn er im pompösen Schatten nebenher schleichen darf, aber ach was soll’s, das tu ich doch mein Lebtag schon, jahaa mei, da simmer doch nicht so, da bau ich doch vielleicht noch einen Altar irgendwo auf, da kann der Fan dann die Devotionalien ablegen und in ein goldenes Fanbuch hineinschreiben, und dann bereit ich Bühnen vor und Signaturkarten und winde Lorbeerkränze, die halt ich dann von hinten ans weiße Haupt und souffliere ‚Wisse, auch du bist nur ein Mensch!‘, und dann …“ … hab ich nur in mich hineingeschmunzelt. Und alsgleich Beschwerden von anderen Artverwandten entgegengenommen, dass SIE ja schließlich NOCH NIE hier durch die Druckertinte gezogen worden sind. Euer Wunsch sei mir Befehl …

~ Diese Glosse erscheint unter dem Namen „Runter vom Sofa!“ in der Freitagsausgabe der Nürnberger Nachrichten ~