Interview mit BROCKHOFF
Seit sie Ende 2019 nach Hamburg gezogen ist, ging für BROCKHOFF alles Schlag auf Schlag. Im Juni 2022 ist ihre Debüt-EP „Sharks“ erschienen und noch vor der Veröffentlichung ihrer ihrer zweiten EP hat sie bereits Support-Shows für Giant Rooks, Oehl, Von Wegen Lisbeth und Paolo Nutini gespielt. Wir haben sie auf ihrer ersten eigenen Headliner-Tour auf dem Stopp beim Nürnberg Pop Festival getroffen.
Du hast zum Auftakt des Nürnberg Pop Festival den Nürnberger Popkulturpreis GUNDA in der Kategorie Newcomer National gewonnen. Herzlichen Glückwunsch! Aber auch so ist der Start von BROCKHOFF bis hin zur ersten eigenen Headliner-Tour ja sehr geglückt. Wie geht es dir damit?
Der Tourstart war sehr gut und es ist verrückt zu sehen, dass sich Leute für die eigene Musik Tickets kaufen. Das macht Spaß. Ich bin immer noch ziemlich überwältig und kam zwischendurch nicht so richtig hinterher, alles zu verarbeiten, was so passiert ist. Vor anderthalb Jahren habe ich meinen ersten Song veröffentlich und hätte ich nicht gedacht, dass ich auch mit meiner Live-Band so viel unterwegs sein kann für Support-Gigs. Es waren crazy Erfahrungen dabei.
Deine zweite EP ist Ende September erschienen und heißt „I’ve Stopped Getting Chills For A While Now“: Dabei hat es der titelgebende Track gar nicht auf die EP selbst geschafft. Warum?
Brocki: Es hatte keinen bestimmten Grund, aber irgendwie hat es sich im Prozess so ergeben, dass der Song noch nicht auf die EP passte und bereit ist, rauszukommen. Ich wollte den Titel aber behalten als kleines Easteregg, was da noch kommen wird.
EP „I’ve Stopped Getting Chills For A While Now“ heißt so viel wie „ich bekomme keine Gänsehaut mehr“. Worauf bezieht sich das?
Brocki: In dem gleichnamigen Song ist es sehr auf eine Beziehung bezogen und geht um das Gefühl, sich in dieser Beziehung auseinander zu leben. Aber es beschreibt auch ganz gut das allgemeine Gefühl der Abgestumpftheit, was ich auch schon selbst in manchen Momenten erlebe oder wenn man eine Überdosis an Sachen erlebt und in eine Starre verfällt und gar nichts mehr fühlt. Aber ja, es ist ein negativ konnotierter Titel, den ich am meisten mit dieser Abgestumpftheit beschreiben würde, die auch in der heutigen Zeit durch Social Media sehr präsent ist. Man scrollt durch das Telefon und sieht irgendwelche lustigen Sachen und im nächsten Moment muss man sich mit etwas Ernstem beschäftigen.
Du siedelst dich mit deinem Sound an US-amerikanische Singer-Songwriterinnen und Indie-Rockerinnen wie Phoebe Bridgers, Big Thief oder Snail Mail an, die für dich auch große Inspirationsquellen sind. In einem anderen Interview hast du gesagt, dass du in einem guten Brockhoff-Song eine Emotion gut und direkt verpackst. Du singt also viel über das Fühlen und deine Songs sind sehr autobiographisch. Wie fühlt es sich dann an, das live zu performen? Hast du da besonders Angst, wenn Songs veröffentlicht werden?
Brocki: Ab dem Zeitpunkt, wo ein Song fertig geschrieben ist und im weiteren Verlauf produziert wird und ready für live ist, denke ich nicht mehr viel darüber nach, weil der Moment, in dem ich mich nackig gemacht habe, ist schon passiert, indem ich den Stift angesetzt und meine Gedanken aufgeschrieben habe. Aber sobald der Song einmal fertig ist, hat der Song seine Berechtigung, da zu sein. Es gibt aber schon einige Songs – gerade die ruhigeren, traurigen, die ich solo spiele – passen nicht immer so in die Tagesform oder in das Set rein. Einer dieser Songs ist auf meiner ersten EP und heißt Bloody Hands. Ich habe die Vocals direkt in der Nacht aufgenommen, als ich den Song geschrieben habe und habe sie seitdem auch nicht verändert. Der Song ist also als Demo auf der EP erschienen.
Klanglich sind die Songs auf deinen EPs teilweise recht unterschiedlich. Hast du für dich eine Routine im Schreiben und Komponieren von Songs entwickelt?
Brocki: Es ist sehr unterschiedlich, aber meistens entsteht eher beides zusammen. Ich schriebe tendenziell am liebsten alleine Songs, v.a. den Text. Ich habe aber schon öfter in Sessions mit Freunden und Freundinnen geschrieben. Meistens kommt mir aber ungeplant eine Idee in den Kopf oder ich schreibe während der Tour irgendwas in mein Handy und pack das zuhause in Ruhe in Melodien. Es war noch nie so, dass ich einen kompletten Text geschrieben hab und dann die Melodie entwickelt habe, sondern es war immer schon eine Stimmung und Richtung für den Song zu Beginn da.
Aktuell bist du noch auf Tour, aber hast du schon Pläne für danach?
Brocki: Ich will nichts durchtakten und es gibt kein konkretes Datum. Aber ich möchte mir nach der Tour auf jeden Fall Zeit nehmen, um in Richtung Album zu denken und es sind schon einige Songs und Demos in der Schublade.
BROCKHOFF im Netz und auf Instagram
// Interview & Text: Sarah Grodd //
// Bild: Charlotte Krusche //