Diskotanz
Konfetti - Die Kolumne

Konfetti! Und außerdem … Baggerssee

Es gibt gewisse feststehende Regeln des Lebens und zwischenmenschlichen Beisammenseins, die werden im Sommer schlichterdings außer Kraft gesetzt. Am meisten davon betroffen scheinen mir die unumstößlichen Gesetze der sogenannten „geregelten Mahlzeit“ zu sein. Weil während du von sagen wir mal Oktober bis Mai nach den allgemein bekannten oder zumindest mal gehört habenden Geboten einschlägiger Ernährungsberater (Weight Watchers, BRIGITTE Diät, Oma) agierst, fällt im Sommer jede Zucht und Ordnung von dir ab. Was unterm Jahr der Liturgie der Vernunft zu folgen hat, sprengt scheint’s urplötzlich jede Fessel und die ökotrophologische Unzucht machetet sich ihren Weg nach draußen. Der harmonische Dreiklang von Frühstück-Mittag-Abendbrot-und-zwischendurch-drei-Nüsschen wird zur Kakophonie des Vergnügens, der Gelegenheiten, der Scheißegaligkeit, der Zufeiernwennsiefallen-Feste: Zum Aufstehen schnell den Rest der Pizza, die es gestern Nacht um elf noch gab, weil wir nach dem dreifachen Eiskaffee am Vormittag so satt waren, dass das auf Nachmittag verschobene Mittagessen zugunsten dreier spontaner Vorfeierabendcocktails und der darauffolgenden Notwendigkeit weiterer Biere gegen den Durst und für den so-jung-kommen-wir-nicht-mehr-zusammen-Abend aus- und in der Spätfolge der sorgfältig für den Abend vorbereitete Gemüsepuffer mit Kräuterquark (Magerstufe!) dem Mülleimer anheimfallen musste, wo bereits die Vollkornstullen weinen, die gestern erst mit zum See und dann aber auch wieder mit nach Hause fuhren, weil plötzlich trifft man Freunde, die Ereignisse überschlagen sich, man verliert die Lust auf Käsebrot, dann die Kontrolle über sein Leben und schließlich sich selbst in der Speisekarte der fränkischen Landwirtschaft: So ein Schäufele bei 30 Grad, das hat man sich richtig verdient nach all dem Stress beim Baden, und schließlich ist man ja auch mehrere Meter vom Auto zum Strand und von diesem mehrfach zum Kiosk gelaufen, um sich dort schwer geschwächt auf dem Badmintonschläger abzustützen, damit der wenigstens nicht ganz umsonst durch die Welt gekarrt worden ist, Dreikugelnimbechermitsahnebitte, und im Freibad wär auch alles halb so wild, läge die Pommesbude nicht in derart ungeschickter Nähe zum Klo, dass du auf dem Wege zur Erleichterung meist versehentlich falsch abbiegst um dich fröhlich mit einer Tüte Hüftgold zu beschweren, ähm, ich hätt fei auch noch Karottensticks, magst du die ni… nein? Na gut. Ich sach ma so: Wer jetzt meint, noch keine Strandfigur zu haben, der irrt. Nimm deine Figur und trage sie zum Strand! Disziplin können wir im Herbst wieder. Und schon passt der Baggersee! … Oh! Mhmm! Baggers!!

// Text: Katharina Wasmeier / Bild: Hannah Rabenstein //

~~ Diese Glosse erscheint unter dem Namen „Runter vom Sofa“ in der Freitagsausgabe der Nürnberger Nachrichten und Nürnberger Zeitung ~~