Konfetti - Die Kolumne

Konfetti! Und außerdem … Duschmützen

Neulich hatte ich mal wie so selten ein heiteres Erlebnis. Ich war im Innerstädtischen unterwegs und hatte meine kecke Frisur zum Schutze vor Niederschlag in mitteleuropäisch wintertypischem Aggregatszustand (vgl. Monsun, der: heftiger, langanhaltender Regen in tropischen Gebieten) unter einer eher nicht so kecken Strickware verstaut. Das war einerseits vollkommen schwachsinnig, weil die Strickware freilich kein Gore-Tex ist und darob nach kürzester Zeit zentnerschwer der Bademode heutiger Jugend gleich, bei der man sich immer fragt: Wenn die alle gleichzeitig aus dem Wasser gehen, ist dann im Pool noch eins drin?, von meiner Stirne hing.

Andererseits war das vollkommen schlau, entpuppte sich die Hauptbedeckung doch als eine Tarnkappe. Kurzum: Menschen, die mich sonst zielsicher bei Wind und Wetter, Tag und Nacht, beim Festival wie Schwimmbadbesuch erkennen und mir freudig um den Hals fallen, flanierten so nah an mir vorbei, dass ich ihnen hätt ins Ohr pusten können, ohne mich auch nur annähernd wahrzunehmen. Das war gleichsam verwunderlich wie traumhaft. Es waren derer nämlich viele. Menschen. Kicherte ich mir ins Fäustchen und packte gleich ein alkoholisches Heißgetränk dazu. Ohne mein loreley’sches Haargewand bin ich offensichtlich gar nicht da. Wer mir sonst auf 17 Kilometer Entfernung Grüße zuschreit und beleidigt ist, wenn ich diese nicht erwidere, für den erlischt die Freundschaft scheint‘s mit der Frisur.

Jetzt ist das halt grade so eine Witterung, wo man vom Grund her sagt: Ja, Mütze. Und da hab ich schon oft gestanden und Menschen angeschaut, wo halt die meisten doch eher nicht ausschauen wie ein A-Klasse-Modell mit dem Kopfzeug, und noch viel weniger, weil man den Identitätsstifter Numero Uno jetzt nicht mehr erkennen kann. Nicht umsonst wird ja landauf, landab, von Guantanamo Bay bis Heidis Magermädchensendung der Mensch bis auf die blanke Haut seiner Frisur beraubt. Und dann hatter den Salat. Und dann sieht nämlich keiner mehr den trendig-teuren Laufsteghaarschnitt, unter so einer Mütze. Um dem entgegenzuwirken versieht der Mensch die Kopfbedeckung mit identitätsstiftenden Merkmalen. Süße Bommel. Coole Stripes. Wilde Fratzen. Hahalustigeirgendwasdingens. Schon fühlt der Mensch sich besser, sieht dafür aber noch bescheuerter aus. Ich habe da einen ganz tollen Vorschlag zu machen: Statt dieser elenden Mützen doch vielleicht einfach künftig Duschhauben aufgesetzt! Die bewahren 1. die Trendfrisur in Form, 2. selbige für alle sichtbar, 3. besteht eine wärmende Funktion dank atmungsinaktivem Plastik und 4. ist das Haupt naturgemäß geschützt vor Niederschlägen jedweder Couleur.

// Text: Katharina Wasmeier / Bild: Hannah Rabenstein //

~ Diese Glosse erscheint unter dem Namen „Runter vom Sofa!“ in der Freitagsausgabe der Nürnberger Nachrichten ~