Diskotanz
Konfetti - Die Kolumne

Konfetti! Und außerdem … Glückshandschütteln

Ich warte gerade auf den Kaminkehrer. Dieser hat sich zu einem Ortstermin, also Wohnungsbesuch heute Vormittag angekündigt und ich bin, nun ja, ein wenig aufgeregt. Nicht dass ich einen Kamin hätte, der sehnsüchtig darauf wartet, mit vielen schönen Klaftern Holz befüllt zu werden und darob auf eine gewisse Rußtüchtigkeit geprüft werden müsste, sondern verschandeln meine Wohnung lediglich profane Heizkörper, die zu prüfen und reinigen es mutmaßlich keiner Leiter und auch keines Zylinders samt dickborstiger Bürste bedarf. Aber natürlich ist der Prüfvorgang beim Kaminkehrerbesuch nur zweitrangig. Erstrangig ist, dass ich natürlich im Moment des Türöffnens seine oder ihre Hand, sei die nun ruß-, öl- oder schweißverschmiert, ergreifen und beherzt schütteln möchte. Um genau zu sein möchte ich sie auch dann noch schütteln, wenn der Mensch seinen Dienst verrichtet, der mit ein bisschen guten Willen bestimmt auch einhändig ausgeübt werden kann, sowie am besten auch noch während einer dargebotenen Tasse Kaffee sowie allerlei weiteren Finten, die ich bemühen könnte, um den Glücksbringer möglichst lange an meiner Seite zu haben. Es steht wohl außer Frage, dass wir ein bisschen Glück eh immer brauchen können, die ein oder anderen grad vielleicht ein bisschen mehr, und da muss man eben nehmen, was man kriegt. Ich persönlich hab grad einen ganz guten Lauf, das gilt es, auszunutzen. Vor ein paar Tagen bin ich zufällig in eine feine Kolonie prächtigster Fliegenpilze gestolpert. Manche frisch und prall und jung, andere älter, fransig und randvoll mit Zwergenwein (dieses mystische Spaßwässerchen, um das kundige Waldbesucher mit einer Mischung aus Neugierde und Furcht respektvoll herumschleichen). Vorgestern brachte mich ein weiterer Glücksbringer auf Trab im wahrsten Wortsinne, wollte ich doch faul wie eh und je mein Radl besteigen, um wie gewohnt einen kurzen Besorgungsweg noch kürzer zu gestalten, doch wurde im Schwung ausgebremst, da eben jenes sich mir über und über dekoriert mit Krähenhaufen präsentierte. Wenn der Glücksexperte es jetzt den Vögeln gleichtun und lauthals klugscheißen möchte, es handele sich in Wahrheit beim Vogelschiss nur dann um einen Glücksbringer, wenn dieser sich am Körper oder am besten auf dem Kopf ereignet – gemach: Im Sommer hat ein süßer Piepmatz das Kunststück vollbracht, im Flug ein Geschoss abzuwerfen, welches pfeilgrad vom Himmel exakt in den Spalt zwischen mein Gesicht und Brille fiel, um erst sanft meine Nase zu streicheln und sich anschließend zu einem ordentlichen Häuflein auf mein frischpoliertes Hosenbein zu falten … Schätze, ich hab Guthaben auf dem Glücks- und Karmakonto. O sorry, ich muss Schluss machen. Es klingelt – und dann hab ich keine Hand mehr frei.

// Text: Katharina Wasmeier / Bild: Hannah Rabenstein //

~~ Diese Glosse erscheint unter dem Namen „Runter vom Sofa“ in der Freitagsausgabe der Nürnberger Nachrichten und Nürnberger Zeitung ~~