Konfetti - Die Kolumne

Konfetti! Und außerdem … Grantlitz

Gell gell, dem Franken, dem wird doch immer nachgesagt, er sei so unfreundlich und so, gell? Hab ich nie verstanden, weil, ich mein‘, ich kenn ja mich, den Urfranken sozusagen, wie soll da irgendein gleichverwurzeltes Geschöpf auch nur in die Nähe eines Unfreundlichkeitsverdachts geraten?! Wir sind gesellig, fröhlich, offenherzig, jawoll! Ich hab jetzt aber rausgefunden, woher das kommt! Und zwar bitte ich jetzt mal alle, sich vor einen Spiegel zu begeben und folgende Standardmittelfränkischlernworte zu deklamieren: Riodscha. Wallbollidschella. Binogriddscho. Mondepuldschano. Dschiandi. Habt ihr drauf? Fein. Dann machen wir das jetzt, wo uns das flüssig und automatisch übers prälabiale Waffel-L flutscht, nochmal, und achten derweil aufmerksam auf unsere Mimik. Was wir sehen, ist des Rätsels Lösung.

Die korrekte Aussprache der zugegebenermaßen melodisch zweifelhaften Varianz macht es zwingend erforderlich, den Unterkiefer weitestmöglich von sich wegzuschieben, wodurch sich automatisch ein Herabziehen der Mundwinkel ergibt. Das ist ganz natürlich und dem Umstand ähnlich, dass korrektes Sächsisch oder Schwäbisch nur durch eine Verkrampfung der Halsmuskulatur gebildet werden kann, die sonst nur herbeigeführt wird, wenn ein Vogel Strauß eines seiner eigenen Eier zu schlucken versucht. Mit dieser gemeinen Unterstellung bezüglich seiner Wesensart ist der Franke aber in bester Gesellschaft. Derjenigen nämlich, die sich eines sogenannten „Resting Bitch Faces“ erfreuen dürfen. Müssen. Im Hiesigen gern auch „Grantlitz“ genannt. Wer sich dauernd mit Sätzen wie „Ey, was guckstn du so komisch?“, „Wieso hastn du so schlechte Laune?“ oder „Oh Mann, was ist denn schon wieder?“ konfrontiert sieht, derweil er einfach nur froh- bis neutralgelaunt in die Ferne oder Nähe blickt, der kann sich ziemlich sicher sein, dass er Eigentümer einer solchen Gesichtscharakteristik ist.

Die Crux an der Geschichte ist jedoch, dass eine solche Dauerfragerei und Motzigkeitsunterstellung wohl oder vor allem übel zu einem Missmut führt, weil wem ständig nachgesagt wird, er ziehe eine Fresse, der ist jetzt halt auch nicht grad dazu angetan, sich darüber in Fröhlichkeit zu felgaufschwingen. Ähnlich klar wie beim Franken ist hier die Unschuldsfrage: Das Grantlitz hat, wem in entspannter Mimik die Mundwinkel nach unten zeigen. Ich dachte immer, von diesem Unheil sei ich verschont, musste den Irrtum aber einsehen und überkompensiere das seitdem mit einem permanenten debilen Dauergrinsen. Meistens. Manchmal, ganz manchmal hab ich aber wirklich schlechte Laune. Wie der Franke eben auch. Am besten hilft hier: immer freundlich sein.

 

// Text: Katharina Wasmeier / Bild: Hannah Rabenstein //

~ Diese Glosse erscheint unter dem Namen „Runter vom Sofa!“ in der Freitagsausgabe der Nürnberger Nachrichten ~