Konfetti - Die Kolumne

Konfetti! Und außerdem … Heilige Testikel

Ihr lieben Liebenden, ich bin wohlbehalten in den Schoß der Noris zurückgekehrt. Das war lang nicht sicher, denn diese meine Heimatstadt hat sich konsterniert in Szene gesetzt und versucht, das Flugzeug beim Landeanflug in den Orkus, mindestens aber zurück über die Alpen zu blasen, quasi Nürnberg blasiert, so dass mir direkt ein bisschen die Geburstagskrone verrutscht ist. Wir haben das dann aber gemeinsam bewältigen können, der Pilot und ich, und beim Aussteigen aus dem Flieger hat mir auch nur eine klitzekleine Schneesturmpeitsche am Schampus gezupft, was nicht weiter schlimm war, bin ich doch eh sofort in eine Kältestarre verfallen und durfte bequem im beheizten Sanker nach Haus reisen, wo man mich gleich einer Druckluftkabine beim Tiefseetauchen erst einmal sanft in den Kühlschrank gelegt hat, von wo aus ich mich über die kommenden Tage akklimatisieren konnte. Nürnberg beleidigt, muss ich da feststellen, um mich zu sagen: Nürnberg Frappé!, und dabei hab ich noch gedacht, wir können das zusammen gut schaukeln, das Wiegenfestkind. Weil bis auf den ein oder anderen ungehaltenen Anruf („Wie, nicht daheim? Du bist immer daheim am Geburtstag. Ich steh hier mit Feuerwerk, Spielmannszug und Strippern in einer dreistöckigen Torte vor deiner Haustür, was soll ich jetzt damit machen?“) hat das wirklich ausnehmend fein geklappt, alles. Gut, der ein oder andere hat’s dann vielleicht schon ein bisschen übertrieben mit dem beleidigt sein, ich mein, direkt gleich den Ruhestand einzureichen nur wegen einer einzigen Ehrenfestausladung, pff, aber das muss jeder für sich entscheiden. Ich jedenfalls bin glücklich. Erstens wegen eh, zweitens wegen Gratulationen und drittens weil hab ich einen mordsguten Glücksbringer entdeckt in der Reisestadt. Und zwar wegen „seines Wappens, das die Bewohner noch heute gern berühren, weil es Glück bringen soll“, wie der Reiseführer schreibt. So weit, so gut, denkst du dir gähnend und imaginierst die Heerscharen von Trotteln, die andauernd an irgendeinem glänzenden Ring umeinanderschrauben, und winkst eingedenk eines blankpolierten Juliabusens ermüdet ab. Jedoch: „ … eine abgewetzte Hoden-Dreisamkeit findet man zum Beispiel vor seinem marmornen Mausoleum“, und schon bin ich aufgewacht aus dem Dolce Vita. „Wir müssen sofort los!“ hab ich paroliert und die Herde zum Aufbruch zusammengetrieben. „Es gibt einen Auftrag!“ So begann die Suche nach den heiligen Testikeln, von denen nichts bekannt war außer dass der mittelalterliche Stadtpatron sie zu verantworten und in sein Wappen hineingemalt hat, und das ist halt schon was anderes als so ein bisschen Nürnberger Chimäre. Höchst entzückt hab ich also gesucht, auf Plätzen und in Kirchen und um sie herum, Gemächte vor Augen und glockengroße Stiergehänge, mit denen der triorche Stadtvater sich ein frivoles Denkmal gesetzt hätte. Doch die Expeditionstruppe musste leider eine altbekannte Erfahrung machen, denn wie so oft im Leben ist auch hier viel männliches Gewese um kaum etwas dahinter. „DAS DA?!“ hab ich mich gewundert und mit der Lupe drei winzigkleine, doch goldglänzende Apostrophe in einem Eisenzaun entdeckt. „Das sind die weltberühmtem Glückshoden?“ Bitter enttäuscht hab ich sie trotzdem gerieben. Weil das Protokoll es so will. Und weil man auch zu den kleinen Dingen nett sein muss. Salute! „Sisteresist“ (Desi, Brückenstr), „Frankenthriller“ (MUZ, Fürther Str), „Techno & Trance Classics“ (T90, Flughafen), „Star FM Club“ (Stereo, Klaragasse), „We want revenge“ (Cult, Dooser Str), „Kinder der Nacht“ (Matrixx, Klingenhof), „Ufo“ (Rakete, Vogelweiher) und am Samstag „Kollektivmesse“ (Z-Bau, Frankenstr), „Martin Landsky“ (Mitte, Hallplatz), „Ich will nicht nach Berlin“ (Stereo), „Discofox-Party“ (Orpheum, Johannisstr), „St. Patrick’s Day“ (Matrixx), „Dags Dark Night“ (Golden Nugget, ebd.), „Shutdown“ (Z-Bau). Unnützes Wissen zum Wochenende: Die fachsprachliche Beschreibung eines Wappens in der Wappenkunde (Heraldik) heißt „Blasonierung“.

// Text: Katharina Wasmeier / Bild: Hannah Rabenstein //

~~ Diese Glosse erscheint unter dem Namen „Runter vom Sofa“ in der Freitagsausgabe der Nürnberger Nachrichten und Nürnberger Zeitung ~~