Konfetti - Die Kolumne

Konfetti! Und außerdem … Holterdipolter

Bei mir spukt es. Seit ein paar Monaten schon, und zwar nicht dergestalt, dass ein sphärischer Adonis nächtens um mein Bett wabert und mir uralte Geheimnisse und Schatzkarten anvertrauen möchte, sondern solcherart, dass irgendein grumpliges Wesen sich ausschließlich in Geräuschen manifestiert, mit denen es gleichzeitig versucht, mich dazu zu bringen, mich selbst einzuweisen. Es begann damit, dass aus dem Badezimmer ein Brummen ertönte, das ich erst auf einen Hubschrauber zurückführte, um dann festzustellen, dass der Hubschrauber im Zimmer nebenan nicht zu hören war, um dann rund um den Durchlauferhitzer eine mehrstündige Quellensuche am späten Sonntagabend zu vollziehen, inklusive Siemens-Notdienst, Kohlenmonoxidvergiftungsgefahrpaniktelefonaten und Fernwartung mit Elektriker. Es war dann ein gelockertes Wasserrohr, das von hinten an den Stromkasten wummerte. Da hilft’s freilich nicht, alle Sicherungen rauszudrehen und mit der Stirnlampe zu agieren.

Als nächstes piepte es bei mir. Von heut auf morgen, 24 Stunden am Tag, leise, aber vernehmlich, beständig, aber dabei in derart unregelmäßigen Abständen, dass eine Ortung schlichtweg unmöglich war. Fünf Minuten reglos auf dem Flur verharren, dann aufgeben, einen anderen Raum betreten und … pieep! Habe versucht, mir ein Haustier einzureden, ohne Erfolg. Nach mehrwöchigem extrinsischen Tinnitus gab es ein Gespräch über Rauchmelder in Wohnungen, in dessen Laufe ich einer Eingebung folgend aufsprang und zur Kammer des Schreckens (aka Rumpelkammer) rannte, um aus einer Schachtel ganz hinten unten einen Wasserstandsmelder zu bergen, der mir vor vielen Jahren aufgenötigt wurde und den ich sofort auf der Stelle statt wie befohlen ihn neben der Waschmaschine zu positionieren weit weg aufgeräumt hatte. Leider hatte der Aufnötiger umsichtigerweise die Batterie schon eingesetzt, und die stößt halt irgendwann an ihre Grenzen. Habe den Poltergeist dann in einer feierlichen Zeremonie seziert und entsorgt.

Der aktuelle Spuk: ein Zwergspecht. Der sitzt irgendwo in meinem Kleiderschrank und pockert. Irgendwas ist ja immer. Doch bevor ich jetzt langweiligerweise davon ausgehe, dass es sich um die locker gewordene Schranktüre handelt, die durch einen sich in der über mir liegenden Wohnung bewegenden Menschen in minimale Schwingung versetzt wird, erfreue ich mich lieber an der Vorstellung des Polterspechts und google ein bisschen nach „Exorzismus“. Kann man ja mal machen, jetzt, wo dieses Halloween vorbei ist und alle wieder ihre normale Schreckensgestalt angenommen haben, zumal in der Nacht.

/ Text: Katharina Wasmeier. Bild: Hannah Rabenstein /

~ Diese Glosse erscheint unter dem Namen „Runter vom Sofa!“ in der Freitagsausgabe der Nürnberger Nachrichten ~