Konfetti - Die Kolumne

Konfetti! Und außerdem … Hüttenkoller

Zum Ende des Jahres macht der Mensch gern einen Rückblick. Mir ist das leider nicht möglich, befinde ich mich doch in einem postmortalen Zustand retrograder Amnesie, der mir ein Erinnern weitestgehend unmöglich macht. In etwa dürften die vergangenen Tage aber wie folgt ausgesehen haben: Heiliger Abend mit sehr unheiligem Magenkollaps, bei dem schlimmeres nur vermieden werden konnte aufgrund geschickter Zuführung von Magenbitter in wohldosierten Mengen. Dann Sonntag, nochmal Sonntag mit weitestgehendem Aufenthalt auf deutschen Autobahnen. Dann Zusammenbruch mit eiligem Diätplan, der wegen „Schau mal, ich hab dir das und das und das und das schon eingedost, magst du dir das nicht für heute / morgen Abend mitnehmen?“ leider eben so eilig wieder eingestellt werden musste. Deswegen Zirkulation des Blutes weitestgehend in der Peristaltik statt im Gehirn, deswegen … genau. Jetzt aber wird alles besser, weil jetzt kann ich nämlich einen Jahresvorausblick liefern. Denn ich weiß: Ich werde das neue Jahr als Buddhist beginnen. Oder als gebrochener Mensch. Oder beides. Weil Silvester angeblich ein Abend wie jeder andere ist, weiß jeder, dass es sich hierbei selbstverständlich um eine Lüge handelt. Im gegenseitigen zwar nicht Einvernehmen, dafür aber Aufputschen ist es spezialwichtig, die Party des Jahrhunderts keinesfalls verpassen zu dürfen. Deswegen immer Stress. Jetzt ist man aber neuerdings wahnsinnig erwachsen und reflektiert und hat deswegen etwas getan, was für sehr viele Menschen den weltallergrößten Traum darstellt. Für sehr, sehr viele andere die Apokalypse. Nämlich werde ich den Jahreswechsel in einer Hütte verbringen. So weit, so gut, doch tu ich das freilich nicht allein, und da liegt auch der Hase im Sternspeier. Neben mir finden sich dort zusätzliche circa 20 Personen ein, und ich sage „circa“ durchaus bewusst, ist mir doch völlig der Überblick verloren gegangen. Einzig weiß ich, dass es sich bei ungefähr der Hälfte der Exkursion um Halblinge zwischen 0,5 und 16 Jahren handelt. Seit grade eben weiß ich außerdem, dass drei Personen um potenzielle Wirte eines beachtlichen Magen-Darm-Virus‘ sind. Mehr als eh schon bin ich jetzt darum in Eile, gilt es doch, sich um Joghurt und Schnur zu kümmern, um in Senner-Tradition mit den verschiedenen Abteilungen und Trakten kommunizieren zu können, möglichst ohne sich dabei begegnen zu müssen. Im besten Fall schneit es uns ein, dann kann man auch noch Mauern errichten und verhaltensoriginellen Kindern einen Austobeort zubereiten. Oder eine Stille Treppe. Ich werde, habe ich mir so überlegt, meine Liebe zu ausgedehnten einsamen Waldspaziergängen entdecken und vielleicht endlich eine neue Sprache erlernen. „Hüttenkoller“ auf Esperanto bietet sich zum Einstieg an. Oder  · · · − − − · · · Es bleibt also alles anders, nämlich ereignisreich, spannend und unvorhersehbar, und im besten dieser Sinne wünsche ich mir und euch auch das neue Jahr, in dem ich euch gesund und munter, glücklich und zufrieden wiedersehen – es reicht ja, wenn ich als Wrack beginne. Ach so: Und weil jetzt schon wieder so ein irrelanges Zelebrierwochenende ist, könnt ihr noch ein letztes Mal selber schauen, wie ihr darin klarkommt. Ich weiß ja, was ich mache. Ätsch und guten Rutsch!

// Text: Katharina Wasmeier / Bild: Hannah Rabenstein //

~~ Diese Glosse erscheint unter dem Namen „Runter vom Sofa“ in der Freitagsausgabe der Nürnberger Nachrichten und Nürnberger Zeitung ~~