Konfetti - Die Kolumne

Konfetti! Und außerdem … Jubelstress

Könnt ihr euch noch dran erinnern, wie man sich früher, sagen wir: zu Schulzeiten zum Geburtstag gratuliert hat? Nein? Komisch. Ich auch nicht. Scheint’s war ich nie dabei. Stelle mir das aber so vor: Enge Freunde gratulieren überschwänglich, haben Geschenkkörbe und eine Burger-King-Krone dabei und nerven jeden Lehrer in jeder Stunde mit dem Intonieren des mehrstimmigen (und endlosen) Kanons „Viel Glück und viel Segen“. Weniger enge Freunde gratulieren morgens einmal und sind den Rest über genervt. Und die Erz-Feindin tut den ganzen Tag so, als würde sie von all dem nichts mitkriegen, nur damit sie ja nicht in Verlegenheit kommt, die verhasste Hand zu schütteln und „alles Gute“ zu heucheln.

Heute ist das, was wundert’s uns, freilich alles viel komplizierter, haben wir doch allein 17 neue Wege, Gratulationen verschiedenstufiger Herzlichkeit an den Geburtstagsmann / die Geburtstagsfrau zu überbringen. So wie ich das sehe, geschieht folgendes: Die ganz arg engen Freunde kommen persönlich vorbei mit allem Pipapo und halten tapfer aus; die, die nicht vorbeikommen können, rufen mindestens alibihalber einmal auf dem Handy an und sind potenziell erleichtert, wenn sie den Jubilar nicht erreichen, was mit Fortschreiten des Tages auf Gegenseitigkeit beruht. Weil: „Huhu grüße dich … so eine Überraschung … ja … ja … danke … Mensch, danke dir … haha ja mach ich … du, gut, echt … sag ich … jaa … ja … jaa … haha … tschüss!“ Genau. Omas und Opas rufen artig auf dem Festnetz an und sprechen auf den Anrufbeantworter oder schreiben, vogelwild, Postkarten. Tanten und ähnliche Artverwandte älteren Semesters auch. So, und jetzt wird’s kompliziert.

Zäumen wir das Pferd von hinten auf. Der versierte Facebooker wird tagtäglich auf allerlei Geburtstage aufmerksam gemacht. Die sind ihm entweder egal, er kümmert sich nicht weiter drum. Nächste Ebene ist der kurz und herzlos auf die Pinnwand geschmierte Glückwunsch, der zwischen Mehrwortsätzen oder einem lapidaren „HBD“ schwanken kann. Je näherstehend der zu Gratulierende, desto größer der Aufwand vom ergoogelten Freudenfoto bis hin zum selbstgestümperten Paint-Bild. Fühlt man sich dem Jubilar dann aber doch irgendwie wieder enger verbunden, so ist das Mittel der Wahl eine Whatsapp-Nachricht, die bunt verziert wird mit so ziemlich jedem Emoji, das auch nur in die bedeutungsvolle Nähe von Geburtstag kommen kann. Man verzichtet auf das herzlose Jedermanngratulieren im Facebook. Und dann gibt’s aber noch diejenigen, die sich freuen wie Bolle, wenn ihre Pinnwand am Ende des Tages vollgestopft sind mit Glückwünschen egal-von-wem, wegen Beliebtheitsdemonstration, und denen malt man dann zusätzlich zu Anruf, Whatsapp und Tortengruß am besten auch noch eine öffentliche Zuneigungsbekundung in die Chronik. Jetzt hab ich selbst den Überblick verloren. Macht doch was ihr wollt!

// Text: Katharina Wasmeier / Bild: Hannah Rabenstein //

~ Diese Glosse erscheint unter dem Namen „Runter vom Sofa!“ in der Freitagsausgabe der Nürnberger Nachrichten ~