Konfetti - Die Kolumne

Konfetti! Und außerdem … Kleinanzeigen

Ich veräußere aktuell meinen kompletten Hausstand. Weil pur schick ist und weil ich, um ehrlich zu sein, nicht einen Hausstand habe, sondern ungefähr 17, und das in verschiedenen Epochen und Qualitätsklassen. Das will niemand, der nicht ein Museum oder Schloss besitzt. Ich auch nicht. Also weg damit. Mit in gleichem Maße wachsendem Erstaunen und Geldneid hatte ich in den Wochen zuvor beobachtet, wie die Freundin, ebenfalls gewaltig am Ausmisten, Unmengen nicht mehr gewollter Dinge in Bares verwandelte. „Total easy“, erklärte sie mir stets, einfach diese Kleinanzeigen-App und jene, und dann Foto und kurzer Text und bäm würde man von Anfragen nur so überrollt und führe statt zum Wertstoffhof zur Bank. Prima, dachte ich, seit jeher zu faul zum Ebayen, da müsste man sich schließlich in lästigen zwei Zusatzschritten über ein anzusetzendes Porto informieren sowie hernach zu einem Postamt latschen, und da weiß man, das dauert dann alles wieder einen halben Tag.

Also Kleinanzeigen: Menschen kommen, tragen Dinge aus meiner Wohnung und lassen Geld da. So dachte ich mir das und fotografierte munter darauf los, pries nagelneue Kaffeeautomaten an und Geschmeide, Designerstücke und Quatschgeschenke sowie den berühmten „es ist wirklich unglaublich was Menschen so für Müll bezahlen“-Müll und sonnte mich versuchsweise in meinem neuen Reichtum. Lehnte mich zurück und wartete. Und wartete. Und wartete. Prüfte hier und da, ob ich vielleicht irgendeinen Bestätigungslink zur Anzeigenfreigabe übersehen hatte. Hatte ich nicht. Wartete weiter. Sah, wie die Freundin weiter lustig Dinge verjubelte. Wartete weiter.

Wurde traurig. Niemand möchte meine Sachen, klagte ich, dabei ist da so tolles Zeug dabei und auch gar nicht teuer, ich versteh das nicht, wieso will das denn niemand, ich glaub niemand mag mich, so muss das sein, niemand liebt mich! und stornierte die prophylaktisch getätigten Bestellungen, die ich mit dem sicheren neuen Nebengehalt getätigt hatte. Dann endlich eine Anfrage! Juhu, der Knoten schien geplatzt. Um die über die folgenden Stunden voller Ungläubigkeit sich erstreckende Konversation abzukürzen: Ein junger Mann aus Kempten bot mir 50€, wenn ich ihn mittels eines Fotos, das er mir schickte, und der Spaßartikelvoodoopuppe, die ich zum Verkauf anbot, mit Nadeln malträtieren würde. Es folgte dann noch eine Nachfrage, ob ich vielleicht auch getragene Socken veräußern würde sowie eine solche, ob ich, äh, wie soll ich’s sagen, mein zum Verkauf stehendes altes Bettgestell schon auf Tauglichkeit und Stabilität getestet hätte weil man, öhm, es nämlich für den Dreh eines privaten ähm Erinnerungsvideos erwerben wolle. Ja also. Ich weiß jetzt auch nicht. Psychoderivationen zu generieren war eigentlich nicht mein Ansinnen. Ob sich damit auch Geld verdienen lässt? Ich geh mal in mich.

// Text: Katharina Wasmeier / Bild: Hannah Rabenstein //

~ Diese Glosse erscheint unter dem Namen „Runter vom Sofa!“ in der Freitagsausgabe der Nürnberger Nachrichten ~