Konfetti! Und außerdem … Lachsschaumspeise
Gleichwohl die Frage nach dem Sinn des Lebens seit Ende der 1970er Jahre dank eines gewissen Douglas Adams hinreichend beantwortet scheint (42!), hatte es sich eine frivole Zirkustruppe Anfang der 1980er Jahre nicht nehmen lassen, dieses Rätsel mit britischem Humor weitreichend zu ergründen. Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens rumpeln Monty Python auch über den Unsinn des Ablebens einer ganzen Gruppe, das in einer ersprießlichen Dinner-Szene mit Gevatter Tod von eben jenem durch das wortwörtlich letzte gemeinsame Abendmahl herbeigeführt wird: „Die Lachsschaumspeise“, spricht der Boandlkramer in zwischen Hochmut und Entsetzen changierende Gesichter, befördere die Träger derselben in Bälde hübsch gemeinsam übern Jordan. An diese Szene muss ich denken seit gut einer Woche, als ich am Morgen nach dem abendlichen Genuss eines Pilzgerichts (ein ähnlich heiteres Wort, wie ich nämlich finde) offenbar einer späten Halluzination erlegen war. Was nun wirklich kein Wunder wäre, schließlich ist, nur weil alle neuerdings in Mykologie promovieren, nicht gesagt, dass bei der gebückten Lese zwischen Preiselbeer und Moos auch der Geigerzähler läuft. Jedenfalls saß ich tranig vor dem Bildschirm und sah auf einmal Regenbogen. Rieb mir die Augen, sah schwarz, sah Sternchen, sah: Regenbogen. Blinzelte – und das Traumbild eines über Nacht mirnichtsdirnichts buntgepinselten Monstruments: dahin. Da war ich gleich erleichtert, weil freilich erst Besorgnis: Da wird doch nicht einfach jemand ohne vorher gefragt zu haben und geprüft, Passierschein A38 beantragt und mit der Brandmalschutzwegverodnungsschablone abgeglichen, die Wahrscheinlichkeit geklärt, dass eins ausrutscht oder stolpert über Farbe oder Mut und dann Versicherung und haste nich gesehen! Ohne abzustimmen jahrelang, ob da nicht vielleicht doch irgendein Gefühl verletzt oder sonst ein Anstoß genommen werden kann, vom Stattkulturhauptamt salbungsvoll zurechtgeschliffen, damit sich keins den Schädel anschlägt wie an den Pfandguerillakästen, die ja auch in der ganzen Stadt den Nachschub an Schwerstverletzten sicherstellen. Weil „kompromisslose Respektlosigkeit der Kunst“ darf man zwar sagen, doch machen lieber nicht, sonst onduliert ihr professioneller FriSÖRsalon die zause Stadtfrisur eilig wieder glatt. Also war ich erleichtert. Und sogleich irritiert: Scheint’s hab nicht nur ich am Pilzgericht laboriert, sondern noch viele Leute mehr einen Waldausflug und dann Halluzination erlitten, ein kollektiver Rausch als List vom Boandlkramer? Dabei sollen wir doch alle daheim bleiben – und Christian Morgenstern nachlesen, denn der „kommt zu dem Ergebnis: / Nur ein Traum war das Erlebnis. / Weil, so schließt er messerscharf, / nicht sein kann, was nicht sein darf.“
// Text: Katharina Wasmeier / Bild: Hannah Rabenstein //
~~ Diese Glosse erscheint unter dem Namen „Runter vom Sofa“ in der Freitagsausgabe der Nürnberger Nachrichten und Nürnberger Zeitung ~~