Konfetti! Und außerdem … NEINkauf
Vor einigen Tagen habe ich versehentlich eine tolle Erfindung gemacht, die mich so begeistert, dass ich euch sogleich davon erzählen muss. Die Erfindung ist gut für euer Portemonnaie und auch die Umwelt, spart sie doch nicht nur Geld, sondern auch Ressourcen, bewahrt euch vor Enttäuschungen im nie enden wollenden Reigen der Begehrlichkeiten und ist damit von vorn bis hinten en vogue. Die Erfindung heißt „NEINKauf“, und das geht so: Schwer gebeutelt von einem unerklärlichen, aber dafür umso dringenderen Wunsch nach Veränderung im heimischen Nest äußerte ich selbigen schüchtern beim Frühstück, und schon wenige Tage und 17 verschieden vorgetragene Wiederholungen (Och bitte … Hmmmm? … Aber warum denn nicht? … DOCH! Aber … aber … BÜÜÜÜÜTTÖÖÖÖÖÖÖÖ!) später gab es auch schon einen Ausflug in das Geschäft mit dem gelb-blauen Logo, das voller Krempel ist, den man eigentlich nicht braucht, aber vergleichsweise so günstig, dass man’s dann doch haben will: Tedi. Nein Schmarrn, Ikea selbstverständlich. In meiner Begleitung: große Pläne (Kanapee, diverse Lampen, Regalkonstruktionen und sogenanntes „Zubehör“) sowie (jetzt kommt der Trick!) die selbsterklärte Stimme der Vernunft, die meinen fröhlichen Schritt zum Eingang hin schon mit magischen Worten sorgfältig auszubremsen wusste („Warum sind wir jetzt gleich wieder hier?“) und zwar auf meine Frage, ob man sich in zwei Stunden im Småland wieder treffen solle, Zurückhaltung schwor, diesen Schwur jedoch bereits am ersten Stopp brach. „Aber so viel tiefer als die alte Couch ist jetzt die hier doch auch nicht?“ stellte er mir interessierte Fragen und zog mich sanft durch die Abteilungen. Es folgte eine Reise der Entbehrung, an deren Ende ich mit leeren Händen stand. Weder Kanapee noch neuer Schreibtisch („Wir können den alten doch auch erstmal anders hinstellen“) wurde mir vergönnt, kein Regal („Das bau ich lieber selbst.“) noch Küchenschränke („die auch“), Zimmerpflanzen („fahren wir lieber in eine echte Gärtnerei“), Vorhänge („reicht’s nicht, wenn wir die alten einfach waschen?“), Sofakissen („Sehr schön, das sieht aus wie ein Anus!“), Schrankschübe („wir können doch die ausgerissenen Henkel sicher wieder annähen“) und noch nicht mal eine sehr wichtige neue Ordnungsbox durfte ich haben („Wenn dich der Deckel von der Kiste nervt – wieso tust du ihn dann nicht einfach weg?“). Wohin ich auch meine Sehnsucht richtete, ich hörte: nein! Nein. Nein. NEIN. „Das ist der enttäuschendste Ikea-Besuch meines ganzen Lebens! Das ist kein Einkauf, das ist ein NEINkauf!!“, hab ich aufs Kassenband geweint und mich dabei fest an eine Packung Stumpenkerzen geklammert. „Aber du musst zugeben: auch der günstigste“, sprach die Stimme der Vernunft. Ja. Ich fühl mich auch gleich viel besser.
// Text: Katharina Wasmeier / Bild: Hannah Rabenstein //
~~ Diese Glosse erscheint unter dem Namen „Runter vom Sofa“ in der Freitagsausgabe der Nürnberger Nachrichten und Nürnberger Zeitung ~~