Konfetti - Die Kolumne

Konfetti! Und außerdem … Parkapokalypse

Die Zeichen der Apokalypse zu erkennen , ist eine Sache. Sie auch richtig zu deuten, eine ganze andere. Doch wie schon Janet Jackson, oder für die (noch) älteren Semester unter euch, Joni Mitchell sang: „Don’t it always seem to go that you don’t know what you got till it’s gone” In diesem Fall ist sie aber nicht gegangen, die Situation, sondern da. Hörbar. Sie kam auf chromglänzenden Rappen und sagte: „Hallo, hier bin ich, die Welt gehört mir, und ihr Narren, ihr unterwerft euch, und wenn nicht, dann werd ich euch schon Mores lehren. Das haben mir mein Papa und meine Mama nämlich so beigebracht, dass ich mich immer durchsetzen soll und ausleben und nur so komm ich da hin, wo ich möchte, nämlich ganz nach oben.“ Dieses „Oben“ stellt beispielsweise eine repräsentative Dachterrasse dar. Die eignet sich, befindet der Survival-of-the-Fittest-Sproß, zum einen freilich ganz vorzüglich für spätabendliche Konferenzen, und weil der Nachwuchs zwar scheint’s in BWL, nicht aber in Physik gut aufgepasst hat, lässt er allsämtliche Menschen außenrum an seinen erkenntnisschwangeren Diskursen werktagnachts gleich teilhaben. Wie auch an den Leibesertüchtigungen, die sonntagmorgens um acht stattzufinden haben, und die erst dann richtig Spaß machen, wenn dazu die Mukke, die grad noch in der After Hour lief, ertönt (und über die hinweg man sich mit dem drei Stockwerke drunter schräg gegenüber befindlichen Kompagnon über den Fortschritt des Erfolgs auszutauschen hat). Die aber auch gut klingt, wenn man nicht grade damit beschäftigt ist, lautschreiende Telefonate zum Thema „Weh und Ach der (weiblichen) Adoleszenz“ zu führen und sich dabei regelmäßig seines Expektorats zu entledigen. It’s good to own land, und Niveau sieht nur von unten aus wie Arroganz. Die nachdrückliche Besetzung der ökologischen Nische verdeutlichte sich unlängst in einer ersprießlichen Situation, in der ich mich unversehens im alltäglichen Abenteuer „Prekäre Parksituation und ich“ befand. Nämlich empfing mich die Heimstraße mit einer Autophalanx, in der ich eine Lücke just vor meinem Haus erspähte. Jedoch befand sich hierin ein Platzhalterchen in Gestalt einer Jungfrau, welche mein erst freundliches und dann aufforderndes Hupen mit einem weltmännischen Fortwinken bedachte. Auf meine interessierte Nachfrage, ob man taub sei oder lahm, erfuhr ich, es sei ja so problematisch mit Parken, deswegen sitze man nach Art des deutschen Urlaubers jetzt hier und warte auf den Freund, der „demnächst“ nach Hause käme. Auf das nachfolgende „Pech gehabt!“ unterdrückte ich mein Angebot, ihr bei ihrem offenkundigen Todeswunsch gerne behilflich zu sein, und dachte mir, der Darwin wird’s schon richten, und er richtete in Form eines Alteingesessenen, der das Kind kurzerhand aus seiner Handtuchhaltung aufscheuchte und in den Parkplatz fuhr. Survival of the Fittest eben. Oder: Der Klügere gibt nach – ich zieh aus.

// Text: Katharina Wasmeier / Bild: Hannah Rabenstein //

~ Diese Glosse erscheint unter dem Namen „Runter vom Sofa!“ in der Freitagsausgabe der Nürnberger Nachrichten ~