Konfetti! Und außerdem … Pinnwandfunde
Letzte Woche habe ich meine Pinnwand aufgeräumt (alles, bloß nicht den Kleiderschrank!) – ein knapp zwei Quadratmeter großes Unvieh, dessen Korkbeschichtung zum Bersten gefüllt ist mit vornehmlich dem Komplettbeweis für meine tief verwurzelte Unfähigkeit, mit der Zeit zu gehen und digitale Notizmöglichkeiten als sinnvolles Hilfsmittel anzuerkennen. Und kleine Erinnerungsstücke wegzuwerfen. Unter uralten Briefmarken und kleinen Kuhglocken, Kopierkarten aus Studienzeiten und Zetteln mit Passwörtern längst verflossener Arbeitgeber, abgebrochenen Kettenanhängern und kleinen Grußkarten, vergessenen Zielen der Persönlichkeitsentwicklung, ausgerissenen Zeitungsfetzen, IBANs, Telefonnummern, Passbildern und bis aufs Äußerste verblassten Niederschriften genialer Ideen für die Kolumne fanden sich auch Dinge, die ich lächelnd zur Kenntnis genommen und an Ort und Stelle belassen habe. Handelt es sich doch hierbei um Zeugnisse der liebenswerten Unfähigkeit anderer Personen. Nämlich die zum Geschenke machen. Nämlich die meiner Familie. „Ich schenk dir einfach Geld, dann kannst du dir davon etwas Schönes gönnen“ ist ein zweimal jährlich (Geburtstag und Weihnachten) wiederkehrend geäußerter Satz, den ich freudig zur Kenntnis nehme und den Wunsch der Schenkenden mindestens so gern erfülle wie die Aufforderung, ein Lieblingswunschessen zu äußern und sich dann zum gemeinsamen Verzehr einzufinden. Ein anderes Mitglied der Familie ist stets so verzweifelt auf der Suche nach Freudebringern, dass es sich seit vielen Jahren mit Verve auf jedes noch so lapidar dahingesagte Begehr stürzt und dieses glücklich und völlig ungeachtet der Jahreszeit in ein Weihnachtsgeschenk ummünzt, was mir im Laufe meines Lebens schon Goldschmuck im Sommer, TV-Anlagen im Herbst oder Wellnesswochenenden zum Jahreswechsel beschert hat („Ich zahl dir das, dann ist das mit dem Weihnachten auch erledigt“). Eine ebenfalls äußerst liebenswürdige Angewohnheit, die leider – ich hab’s versucht – nicht steuerbar ist. Und dann gibt es noch zwei andere Hallodris, die über den Lauf der Jahre die Strategien gewechselt und je nach Alter an den Grad der erwarteten Vernunft angepasst haben. Während ich also bis heute auf mein Geschenk zum 30. Geburtstag warte, das zum damaligen Zeitpunkt „noch nicht ganz fertig war“, haben diese zwei Herzensmenschen in der jüngeren Vergangenheit den Gutschein für sich entdeckt, der sich vom eilig dahingeschriebenen und anschließend mit Küchengummi eingerollten Zettel über daheim mit leeren Tonern auf skurrilem Farbpapier Ausgedrucktes zu zuletzt immerhin offiziellen Schreiben entwickelt hat … Kinobesuch, Alpaka-Tour oder Exitgame – all das hängt an meiner Pinnwand und wartet fröhlich auf Einlösung. Und auf das, was sich dieses Jahr dazugesellen wird. Schönen dritten Advent!
// Text: Katharina Wasmeier / Foto: Unsplash //
~~ Diese Glosse erscheint unter dem Namen „Runter vom Sofa“ in der Freitagsausgabe Nürnberger Nachrichten und Nürnberger Zeitung ~~