Konfetti - Die Kolumne

Konfetti! Und außerdem … Silvestergrinch

Immer dieses Jahresendzeitstimmungsdings! Während die einen im Fernseher nicht müde werden, die wichtigsten TV-Momente des Jahres à la chinesischer Reissack zu glorifizieren und für alle, die es immer noch nicht begriffen haben, die gesamtpolitische Bedeutung der Beziehung zwischen Pietro und Sarah Lombardi mit Hilfe von Baumdiagrammen aufzuarbeiten, fällt den anderen alljährlich um die Zeit plötzlich auf, dass Musiker und Schauspieler auch nur Menschen sind, die im Alter von 60 bis 100 überraschend zu verscheiden pflegen, was mit großem Wehklagen und nicht minder deutlich ausgedrückter Weltschmerzempörung zum Ausdruck gebracht wird. Wäre so ein Jahr ein Füllhorn, in das man nur fünf Tote hineintun dürfte, wäre das Gefäß bereits am 1.1.16 um 0:00:01 zerborsten. Aber das geldwerte Idol hat eben gefälligst frei zu sein von irdischen Befindnissen. Weiters möchten andere Personen, dass man eigene Jahresrückblicke verfasse, wegen sicher lustig, und dann weiß man gar nicht, wo man anfangen soll, weil eh immer alles nur so muahahaalustigischschmeißmichwegichkannnichmehr! Im letzten Jahr hab ich mich sauber aus der Affäre gemogelt und einfach so getan, als hätt ich das jahresletzte Sofa vergessen zu schreiben. Den Vorschlag, das als Tradition zu kultivieren, kann ich freilich nicht mit meiner Ehre in Übereinklang bringen, und so sitz ich da und hirne, derweil mich wie so oft eine ganz andere Sorge umtreibt: Silvesterzelebranz. Eigentlich schweb ich über diesem Ding und referiere gerne über die völlig sinnbefreite emotionale Überfrachtung eines Datums. Jetzt sieht die Sache plötzlich ein bisschen anders aus, weil so lässig daherreden kann halt nur, wer eh weiß, dass was geht. Eine kurze Umfrage bei den üblichen Verdächtigen jedoch hat eine Misssituation aufgezeigt, nämlich dass die schlauen Freunde sich längst außer Landes begeben haben, die weniger schlauen außer Reichweite anderer Natur. Nämlich fortpflanzerischer. Jetzt bin ich in meinem Dasein als Co-Schwangere und Co-Mutter äußerst duldsam bis solidarisch bis zur Selbstaufgabe, aber irgendwo muss auch einmal Schluss sein, halt auch wegen aus Prinzip. Der Silvestergrinch wirft sich also entweder auf die Couch, um James beim Trinken zu helfen, oder in die Resterampe, um zu feiern, dass das Leben schön ist, Datum hin oder her. Ich glaub fei, es wird letzteres.

~ Diese Glosse erscheint unter dem Namen „Runter vom Sofa!“ in der Freitagsausgabe der Nürnberger Nachrichten ~