Konfetti! Und außerdem … Söderstrand
Seit einiger Zeit fahre ich mehrmals in der Woche frühmorgens zur Leibesertüchtigung mit dem Fahrrad. Das ist so doppelsinnig gemeint wie es geschrieben ist, schließlich erwarten mich am Ende der Reise viele fleißige Helfer, die mich darin unterstützen, zu einem vollwertigen Mitglied der arbeitenden Bevölkerung zu renaturieren und deren Anweisungen ich artig Folge leiste, derweil um mich herum viel ehemalige arbeitende Bevölkerung damit beschäftigt ist, ein Schwätzchen zu halten und soziale Kontakte zu pflegen. Jedenfalls beansprucht mich diese Fahrradreise nicht nur körperlich, sondern auch geistig, macht doch der zu beschreitende Pfad ein Höchstmaß an Konzentration erforderlich, da er sich als heiteres Labyrinth aus Vogeldefäkat präsentiert. Dieser Umstand ist seit längerem bekannt, doch äußerte sich der zuständige Obere unlängst dazu in einer Weise, dass ich nicht umhinkomme, ihm ein gewisses Talent zum Amateurkomödianten zuzugestehen. Das Gänseproblem am Söderstrand, verlautbarte er, habe man dank Umzäunung im Griff, einzig der Enten müsse man noch Herr werden, denn die zeichneten Verantwortlich für das großflächig camouflierte Erscheinungsbild der Gehwege. Während ich mir das in Erinnerung rufe, beobachte ich einen großen Gänseschwarm dabei, wie er gemächlich auf der Wiese weidet, die er angeblich nicht mehr erreichen kann, vorne Hellgrünes hinein tut und hinten Dunkelgrünes wieder hinaus, und sich angeregt darüber unterhält, wie praktisch es doch sei, jetzt ein eigenes Reservat zu haben, wo zwar zwischendurch Menschen die Idylle, im Großen und Ganzen aber nicht weiter stören, und man die Grenzen gegen verfeindete Schwärme durch gelegentliches patrouillieren entlang des Zaunes gemütlich verteidigen kann. Drei Enten lassen sich derweil auf dem Zaun nieder und finden es prima, von hier oben viel besser überblicken zu können, wo noch Platz ist zum Reviermarkieren zwischen all den Fladen, die die Vermutung nahelegen, der Söderstrand würde nächstens heimlich von wilden Kühen besucht. Doch da haben sie die Rechnung ohne eine bis dato anonyme mobile Einsatztruppe gemacht. Die nämlich macht sich Nacht für Nacht auf, um der bösen Schweineente Einhalt zu gebieten. Die angewandte und unübersehbarer Strategie lautet hierbei, jedes noch so kleine unbescholtene Fleckchen Weg und Wiese mit so großen Müll- und Scherbenhaufen zu verfüllen, dass der bösen Ente nichts anderes übrigbleibt, als ihre Notdurft anderswo zu verrichten. Beispielsweise in dem Tümpelwasser, in dem die Schweinekinder tagsüber planschen, um ihr Immunsystem zu stabilisieren. So schließt sich der biologische Kreis und alle sind zufrieden. Allen voran ich, wegen der ausgebauten Kompetenzen im Negativ-Twister und daraus resultierender neuer Formen des Diskotanzes.
~ Diese Glosse erscheint unter dem Namen „Runter vom Sofa!“ in der Freitagsausgabe der Nürnberger Nachrichten ~