Konfetti! Und außerdem … Steinleid
Immer dieses Genöle. Schreib doch mal was mit Kindern! Schreib doch mal was mit Tieren! Mit Pflanzen! Nö, sag ich. Die sind mir alle zu nervös, zu laut, und verlangen am Ende noch nach Lob. Ich schreib lieber mal was über: Pflastersteine, über die wird nämlich überhaupt viel zu wenig geschrieben, dabei sind’s doch akkurat hier so viele. Liegen da so rum, ein jeder latscht über sie hinweg, keiner hat sie lieb, die Pflastersteine, eher wird über sie geflucht, weil eins gestolpert und darniedergesegelt ist. Liegen sie da also rum. Große, kleine, dicke, dünne, alte und junge – sind ja auch nur Menschen, diese Pflastersteine. Kleine Pflastermänner. Pflänner. Liegen da so rum und denken sich „Och“, denken sie sich, „schon nett hier, aber halt auch irgendwie ein bisserl fad.“ Und „Jetzt kommt schon wieder so ein Stöckelschuh!“ und „Wieso müssen kleine Kinder eigentlich immer mit dem Gesicht auf mir landen?“ und „Zefix schon wieder ein Eis!“ Und dann hören sie so um sich herum und auf einmal hört der Pflann ein Stimmchen, das ruft und jammert und maunzt, und dann ist da plötzlich eine Pflau.
Da freut er sich, der Pflann, juhu, ein Weiblein für mich, nur – wie soll er denn da jetzt hin, zu seiner Liebsten? Festgepfropft muss er liegen, eingekeilt zwischen seinesgleichen, „JACK! JACK!“ ruft die Pflau, „ROSE! HIER BIN ICH!“ ruft er zurück, und jetzt muss man sich vorstellen, das manchen ja jetzt ganz viele Pflauen und Pflänner, ein Meer von rufenden, sich reckenden und streckenden und sehnenden Steinderln, die alle nicht zueinander dürfen. Und vielleicht hat’s auch Pflinder dabei, man weiß es nicht, sind getrennt worden im garstigen Steinbruch von der Pflama und dem Pflapa, und liegen fürderhin und immerdar auf dem Lorenzerplatz und dem Hauptmarkt, dabei würden sie viel lieber weiter zusammen sein dürfen und kuscheln und Maumau spielen.
Und die Pfloma und der Pflopa liegen dann auch noch umeinander, da, ganz da hinten, und jetzt auf einmal weinen die alle miteinand‘. Nicht so schön, das. Aber was macht man jetzt mit diesem Elend aus Kopf, Granit und Schiefer? Ausgraben und zusammenmemoryien vielleicht lieber eher nicht, weil erstens dauert das wohl länger und zweitens schaut das dann ja erstmal nicht mehr aus und drittens galoppiert dann flugs die Straßenwacht in die Familienzusammenführungsarena. Wenn das Leiden nicht physisch zu beheben ist, so dann wohl psychisch, und da müssen wir also jetzt alle zusammenhelfen. Bleibt halt hier und da mal stehen und beugt euch hinab zum Pflasterstein. Sagt hallo und seid nett und lächelt. Das wird schön, und da freuen sich nicht nur die Pflastersteine, echtwahrversprochen.
/ Text: Katharina Wasmeier. Bild: Hannah Rabenstein /
~ Diese Glosse erscheint unter dem Namen „Runter vom Sofa!“ in der Freitagsausgabe der Nürnberger Nachrichten ~