Konfetti - Die Kolumne

Konfetti! Und außerdem … Tückendeutsch und Coronapolizei

Gestern hab ich schönen Film geschaut zu einem schönen Buch vom sch… naja, also vom guten Herrn Regener: Magical Mystery, 90er Jahre, Raven, lustig. Das aber nur so als Rahmenhandlung weil worauf ich hinaus will ist, dass da die zwei Spezln gern einmal sich gefrotzelt haben und wenn dann mit einem die mundartliche Schnodderschnauze durchgegangen ist hat der andere nett geschaut und gesagt „Kauf dir mal ne Tüte Deutsch!“ und dann hatten sie sich wieder lieb. Ich mein, das kannst du jetzt heut wahrscheinlich so nicht mehr kultivieren, wegen der vielen Befindlichkeiten und der vielen Bürgerwehren und der Sprachpolizei, und das kannst du blöd finden, eh klar. Du darfst es auch sagen, immer her mit der Meinung, so lange sie noch flexibel zum Urteil bilden taugt. Jetzt nicht mehr Meinung, sondern schon Urteil ist, dass ich grad haben sagen müssen: Es ist schon ein sehr kluges Deutsch, dieses Deutsch, weil es achtet sehr umsichtig auf eine Vermeidung von Missverständnissen, jedoch bedarf es halt auch einer umsichtigen Handhabung, wo du sagst: Führerschein wär gut. Es darf ja auch nicht jeder einfach so weil er grad lustig ist Auto fahren oder Gewehr oder stell dir vor wie die Welt ausschauen würd es tät einfach ein jeder wie er grad Lust hat ein bisschen Frisör spielen oder Nagelkünstler (Achtung, hier ist nicht der Pick-Up-Artist gemeint). Oder Tattoo. Wobei, wenn ich mich so umschau … Naja, also jedenfalls sorgfältig arbeiten oder gleich Schlamperei mit Absicht und dann zurücklehnen und schauen, was passiert: Das entspricht ungefähr meinem System. Das kann sich aber halt nun nicht jeder erlauben, und deswegen musst du manchmal lieber schon dreimal nachdenken und prüfen, ob du grad einen Satz gedrechselt hast, in dem schön alle Wörter in der richtigen Reihenfolge stehen und auch aus der Reihenfolge die richtigen Kasusse (das ist Neudeutsch für „Fälle“, also Wer-Fall und Wen-Fall und so) sich ergeben haben. Ganz zufällig hat es sich ergeben, dass eine entfernte Bekannte – auch schon wieder diffizil, weil erstens ist sie eigentlich mit circa 500 Metern Nachbarschaft relativ nah und noch dazu recht prominent, also müsste es eigentlich heißen: eine nahe Bekanntheit – zu einem Dichtfest eingeladen hat und die Party trägt den Titel „XY kommt ins Literaturhaus und niest“. Na Moment, zefix und kreizdeifi, jetzt bin ich mir selber auf den Spaghettifingerleim gegangen! Stopstopstop, Coronapolizei bitte wieder einrücken, es ist alles gut, ich hab mich nur vertippt! Wirklich ich schwör, es ist alles in Ordnung! Da siehst du mal, was du anrichten kannst mit so einem unsachgemäßen Deutschgebrauch! Eigentlich wollt ich sagen: „XY kommt ins Literaturhaus und liest“, und da kannst du gut erkennen, wie wichtig das alles nicht nur mit den Buchstaben ist, sondern auch mit den Wörtern und den Kasussen, weil man kann eben nicht einfach alle Satzzutaten auf den Tisch würfeln und dann fallen die Infos schon an die richtige Stelle. Ihr könnt’s ja mal ausprobieren. Ich lieber nicht, weil sonst erscheint dann hernach zu dem Dichterfest nicht nur die Coronapolizei, sondern auch noch der Jugendschutz.

// Text: Katharina Wasmeier / Bild: Hannah Rabenstein //

~~ Diese Glosse erscheint unter dem Namen „Runter vom Sofa“ in der Freitagsausgabe der Nürnberger Nachrichten und Nürnberger Zeitung ~~