Live / Musik

Konzertbericht: Kettcar im E-Werk

Kürzlich erschien das Neue Album „Gute Laune ungerecht verteilt“ von Kettcar und aktuell läuft dazu auch die Tour. Am 23. April war die Band auch zu Gast bei uns im Erlanger E-Werk. Bernd war für uns vor Ort und hat uns seine Eindrücke geschickt.


Wir schreiben das Jahr 2024. Ganz Deutschland ist von Einheitsbrei in den Charts besetzt. Ganz Deutschland? Nein! Ein kleines gallisches Dorf ganz oben im Norden namens Grand Hotel van Cleef hält dagegen. Sie haben vor nichts Angst, außer, dass ihnen der Himmel auf den Kopf fällt. Aber ich schweife ab.

Am 9.4.24 erschien mit „Gute Laune, ungerecht verteilt“ das mittlerweile sechste Studioalbum von Kettcar und steigt sofort auf Platz 1. Das sollte man von einer Band mit so sperrigen Songtiteln wie „Kanye in Bayreuth“ oder „Wir betraten die Enterprise mit falschen Erwartungen“ nicht erwarten. Aber schön, dass es auch mal Ausnahmen vom Einheitsbrei gibt.

Ebenjene Kettcar gaben sich am 23.4.24 nun die Ehre im ausverkauften Erlanger E-Werk. Als Support hat man sich statt der ursprünglich geplanten Christin Nichols die wunderbaren Kochkraft durch KMA eingeladen, die mit einem wilden (und vor allem lauten) Mix aus Electro-Punk und Heavy Metal die Bühne gerockt und die Zuschauer ordentlich angeheizt haben. Einen kleinen Fan haben sie sogar persönlich begrüßt und ihn hochleben lassen (Hallo Paul!).

“ Es geht jetzt los
Es geht jetzt los
Es geht jetzt wirklich, wirklich los „

Mit Songs wie „Atomuhr“ oder „Wir fahren schnellerer“ greifen sie durchaus ernste Themen auf und verarbeiten sie mit einer ganzen Menge Spaß in hörbares Material. Schönheitswahn wird auf „Influencer:Innen hassen diesen Trick“ genauso angesprochen wie Fremdenhass und Nationalismus bei „Auf jungen Stuten lernt man fluten“ oder Stalking und falsche Vorstellungen von Liebe bei „Mein Hund heißt wie du“.

Kurze Umbaupause, das E-Werk wird noch voller als eh schon, bevor das Licht wieder ausgeht und eine der besten deutschen Indierock-Bands die Bühne betritt.

„Unser politischstes Album seit..
Oh bitte, ich bin ganz kurz eingeschlafen“

Zu den Klängen von „Auch für mich sechste Stunde“ wird der Abend eingeläutet. Und wahrlich, politischer könnte es nicht werden. Gleich mal im ersten Song des neuen Albums ein Rundumschlag gegen Intoleranz, Wegschauen und ein Plädoyer für mehr Miteinander? Wow. „Benzin und Kartoffelchips“ spricht on Freiheit und Aufbruch, von Freundschaft und Meer. „Sommer 89“ handelt von der Flucht aus der DDR und wie eine einzelne Person mit kleinen Taten viel Großes bewirken kann.

Marcus Wiebusch scheint heute in Redelaune zu sein. Er lässt die Bandgeschichte nochmal Revue passieren – „falls wir uns heute auflösen sollten..“. Er behauptet, alle Redakteure bei egoFM heißen Wolfgang und dass das Konzert live mitgeschnitten wurde. Spoiler: Wurde es nicht.

Als Überleitung wird dann behauptet, dass sie im nun folgenden Lied eigentlich „Erlangen-Tennenlohe“ im Refrain haben wollten, das sei aber zu sperrig gewesen und dann habe man sich auf den aktuellen Text geeinigt. Schade, das hätte ich gern gehört! 🙂

„München“ ist wieder ein durchaus berechtigter Aufschrei gegen Alltagsrassismus. Dann tauchen Kettcar nochmal in alte Album-Gefilde ab und präsentieren Klassiker wie „Balu“, der sparsam mit Gitarre und Keyboard instrumentiert daherkommt. „Ankunftshalle“ und „Im Taxi weinen“ landen ebenso auf der Setlist wie der all-time Hit „An den Landungsbrücken raus“, der den Hauptteil des Konzerts zum Ende bringt.

Mit „Trostbrücke Süd“ beginnt der Zugabenteil, mit “ Deiche“ endet er.

Wie soll man so ein Konzert, oder besser gesagt, so ein Erlebnis beschreiben? Erlebt es am besten selbst. Kettcar ist wieder da. Geht mehr auf Konzerte!

// Text & Bilder: Bernd Jungwirth //