Live / REIN & RAUS

Konzertbericht: Frank Turner

after all, it was rock ’n‘ roll!

So richtig anfreunden kann ich mich mit dem Löwensaal irgendwie nicht. Altbacken wie eine Schulaula aus den 70ern wirkt der runde Saal. Obwohl die Außentemperaturen am vergangenen Mittwoch sich im zivilen Bereich bewegten, bildete sich in der tristen Location eine Suppe aus dicker Luft und Saunaatmosphäre. Egal, Schluß mit dem Gejammere! Bier organisiert und dann einmal tief Luft geholt, schon gingen die Lichter aus und die Alex Mofa Gang enterte die Bühne.

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Ihr eingängiger Punkrock geht sofort nach vorne. Nicht nur dank seiner Crowdsurfing-Aktion hat Sänger Sascha Hörold das Publikum schnell auf seiner Seite. Musikalisch fährt man gut auf der Schiene der Beatsteaks oder Donots. Vielleicht fehlt es da ein bisschen an Eigenständigkeit, aber Songs wie „S.O.S. oder „Montevideo“ machen schon Spaß und bleiben gut hängen.

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Punkt 21 Uhr legt dann der Punkrock-Darling Frank Turner mit seiner Band Sleeping Souls los. Mit „Get Better“ geht es von der ersten Minute an temporeich los. Ein Song jagt den nächsten. Das Tempo springt schnell auf die Fans über. Seit dem Durchbruch mit dem 2013er Album „Tape Deck Heart“ ist er groß im Geschäft.

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Frank Turner, im weißen Hemd, hochgekrempelt und mit schwarzer Krawatte, ist der Chef des Abends! Die Leute lieben ihn. Er weiß das. Mit dieser Grundlage gelingt es ihm Punkrock mit Politik zu verbinden, ohne dass das Ganze aufgesetzt oder plakativ wirkt. Die zweite Nummer „1933“ unterstreicht das perfekt. Mit „Be more kind“ schwingt auch die Botschaft des Abends mit: Seid nett zueinander!

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Viele seiner Songs wie „The Road“, die eher im Folkrock zu Hause sind, bekommen einen punkrockigen Anstrich. Auch das sonst eher poppige „Blackout“ wirkt viel kraftvoller. Frank Turner zieht Non-Stop durch seine Singer/Songwriter-Folkrock-Punkrock – Welt. Zwischendurch wird der Mosh-Pit gefordert, in der Menge gebadet und über seine in zwei Wochen stattfindende Hochzeit berichtet.

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Dann gibt’s mit „The Death of Dora Hand“ auch ein brandneues Stück und gleichzeitig auch einen Ausblick auf seine an diesem Freitag erscheinende neue Platte „No Man`s Land“. Hier beschäftigt sich Frank Turner mit den Geschichten von bemerkenswerten Frauen der Weltgeschichte, inkl. seiner eigenen Mutter. Ein weiteres, spannendes Kapitel im musikalischen Schaffen des 37-jährigen Engländers wird sich hier öffnen.

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Bevor der Weg in den Plattenladen des Vertrauens führt, findet die Party aber nach gut 90 Minuten mit den Tape Deck Heart – Knallern „Recovery“ und „Four Simple Words“ ein Ende. Der Löwensaal feiert Frank Turner zum Abschluß total ab.

Und ja, vielleicht hat Kollege Simon im Vorbericht tatsächlich Recht: Vielleicht wird die Welt dadurch ein klein wenig besser! Gerade in solchen Zeiten wie diesen, brauchen wir das mehr denn je!

frank-turner.com/
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/ Text: Jörg  Meyer /
/ Bilder: Simon Strauß /