Interviews / Musik

Gefragt: Elen

Im September letzten Jahres waren wir gerade auf dem Weg zum #ADD-Festival 2014 auf dem Dach der Schönhauser-Allee-Arkaden in Berlin, als wir diese junge Straßenmusikerin zufällig vor dem Shoppingcenter gesehen haben und ein wenig zu ihrer herzerwärmend Musik verweilt. Bis zu dem Zeitpunkt dachten André und ich nicht, dass wir noch jemals was von ihr hören würden, doch es kam anders.

Auf dem Heimweg nach einem Tag voller Musik beim Festival klang uns immer noch die Stimme dieser jungen Dame in den Ohren – in dem Moment wussten wir, dass wir hier jemand mit Potenzial für uns entdeckt hatten. Zum Glück hatte André einen schüchternen Blick in den Gitarrenkoffer geworfen, den Namen „Elen“ aufgeschnappt und im Kopf verankert.

Elen

Zurück in Nürnberg wurde für den #ADDF2014-Artikel recherchiert und so fanden wir heraus, wen wir hier entdeckt hatten: Die 25-jährige Berlinerin Elen Wendt ist fleißigen Castingshow-Sehern vielleicht noch von ihrem Auftritt bei der ersten Staffel von „The Voice of Germany“ bekannt. Dort wurde sie von Xavier Naidoo gecoacht und kam bis in die Battle-Round. Außerdem erfuhren wir, dass sie an einem crowdfunding-finanzierten Album arbeitet. Ein guter Grund sie auf unserem Radar zu behalten, denn als Straßenmusikantin hatte sie uns überzeugt.

Ihr Debüt-Album „Elen“ erschien Anfang 2015 und läuft seitdem bei uns rauf und runter.

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Hatte sie uns in Berlin noch mit Coverversionen von Tracy Chapman oder Leonard Cohen verzaubert, so tut sie dies jetzt mit ihren eigenen Songs, wie zum Beispiel dem emotionsgeladenem Album-Opener „Feels Like Rain“, welche an Sängerinnen wie eben Tracy Chapman oder Florence Welch erinnern.

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Es kam, was kommen „musste“: Wir schickten eine Interview-Bewerbung los. Selbstverständlich kam eine Antwort. Vielleicht hatte sich ja auch Elen an uns aufmerksame Zuhörer erinnert … Falls nicht – geantwortet hat sie dennoch:

Hdiyl: Hallo Elen, sag uns: How deep is your Love?

Elen: Wenn mein Herz für etwas schlägt, dann hört es damit nicht mehr so schnell auf. Und wenn es durch Täler gehen musste, hat es das in der Sache nur noch bestärkt.

Hdiyl: Dass dein Herz für Musik schlägt steht außer Frage. Welchen deiner Songs würdest du jemandem vorspielen, um ihn von deiner Musik zu überzeugen?

Elen: Kommt ja immer auf den Typ Mensch an, der da vor mir steht. Aber ich denke, ich würde am häufigsten „Nobody Else“ vorspielen. Das war ja auch die erste Single aus eben diesem Grund.

Hdiyl: Das Video zu der Single spielt unweit deines „Stammplatzes“ an den Schönhauser Allee Arcaden in Berlin, dort haben wir dich auch das erste Mal gesehen. Dein Lieblingsplatz?

Elen: Berlin hat viele tolle Plätze, die ich auch alle noch nicht kenne, obwohl ich hier seit 25 Jahren lebe. Mein Lieblingsplatz ist momentan mein Garten. In meiner Wohnung sieht’s aus wie bei Hempels, weil so viel zu tun ist und ich keine Zeit finde, und im Garten geht jetzt das Leben los. Und die Luft ist toll. Und mein Teich-Bach-Lauf plätschert vor sich hin. Wenn ich allein sein will, bin ich allein und wenn ich Gesellschaft brauche, dann lade ich mir Freunde ein …

Hdiyl: Wo siehst du dich in fünf Jahren: weiter als Straßenmusikerin oder doch auf diversen Festival Mainstages?

Elen: Puuuuh, beides.

Hdiyl: Du lässt dich also als Straßenmusikerin auch in Zukunft nicht von der aktuell problematischen Situation in Berlin abschrecken. Auf Facebook kritisierst du sehr heftig den Umgang der Stadt Berlin mit Straßenmusikern. Woran liegt deiner Meinung nach dieses recht plötzliche, härtere Durchgreifen des Ordnungsamtes?

Elen: Ich kann mir selbst auch keinen Reim darauf machen. Es gibt mehr Straßenmusiker als noch vor ein paar Jahren, aber das kann ja nicht der Grund sein. Es ist einfach ein Unding, und je länger ich drüber nachdenke, desto wütender, enttäuschter, trauriger werde ich.
Man bekommt dann auch so ein Gefühl, nicht erwünscht zu sein und nicht geschätzt zu werden. Vielleicht sogar, nicht gemocht zu werden. Auch wenn viele Leute stehen bleiben, es frisst sich so ein ungutes Gefühl rein. Mich nimmt sowas immer schwer mit. Und da ist dann das fröhliche Straßenmusizieren gar nicht mehr so einfach.

Bleibt uns ein Dankeschön fürs Interview und die Hoffnung, Elen vielleicht demnächst in der Region für ein Konzert zu sehen. Würde uns gefallen.

/Text+Bilder: André Prager & Simon Strauß /

Addicted to Concerts NBG & We Heart Music

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/Album Cover: elenofficial.com/