Live / REIN & RAUS

Festivalbericht: Auf den Dächern Festival

Weheartmusic & Addicted to concerts NBG gehörten zu den Auserwählten, die auf Einladung von tape.tv eines der außergewöhnlichsten Happenings des Festivaljahres besuchen konnten. Und das lohnte auch die Anreise aus Franken City!

#‎ADDF‬ 2014 – oder „wenn ich nicht hier bin, bin ich auf dem Sonnendeck“

Es war Donnerstag, der 4. September um 15:20 Uhr, als es in meiner Hose vibrierte. „Nanu,“ dachte ich, „wer kann das nur sein?!“ Es war eine E-Mail von tape.tv, die mich darüber informierte, dass ich +1 auf der Gästeliste für das diesjährige „Auf den Dächern Festival“ in Berlin stehe, das am 7. September stattfand. Zwei Tage Vorlauf, sportlich!

Die Entscheidung für mein +1 war schnell getroffen. Da ich im letzten Jahr das +1 für André von Addicted to Concerts NBG war, folgte heuer die Revanche. Also schnell André Bescheid gegeben, Fernbus gebucht, den Sonntag freigeschaufelt und gefreut wie ein Schnitzel – wie viel Glück kann man eigentlich haben, bei einem derart exklusiven Event zweimal in Folge teilnehmen zu dürfen?!

Der Nachteil der Geschichte war, dass unser Bus schon um 6:30 Uhr in Nürnberg startete, um uns gegen 12:00 Uhr in Berlin abzuliefern. Aber man kann ja im Bus schlafen … Naja höchstens Leute, die direkt vom Feiern in den Bus fallen, wir wollen hier keine Namen nennen …

Im „Dicken B“ angekommen war erst mal Mittag angesagt. Wir also rein in die nächstbeste Dönerbude und ’nen Dürüm sowie einen Big Döner bestellt. Preislich beides um die 3,50 Euro, also wie daheim … Was wir vergessen hatten war, dass Berlin die Welthauptstadt des Döners ist. Der Big Döner hatte die Größe des Kopfes eines übergewichtigen Kleinkinds und doppelt so viel Fleisch wie dieses. Der Dürüm konnte mit einem Neugeborenen verwechselt werden, schmeckte aber besser.

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Nach dieser kleinen Stärkung ging es direkt zu den Schönhauser Allee Arcaden, vor denen uns das erste kleine Highlight erwartete. Dort saß eine junge Musikerin namens Elen mit ihrer Gitarre und spielte unglaublich gefühlvolle Coverversionen von Tracy Chapman, Oasis, Cindy Lauper und Leonard Cohen. Da wurde einem schon etwas warm ums Herz und die erste Gänsehaut setzte ein. Unglaublich tolle Stimme, gebt der Frau ’nen Plattenvertrag! (Anmerkung der Redaktion: Nach etwas Recherche zuhause stellte sich heraus, dass wir da Elen Wendt sahen, die seit letztem Jahr an einem via Crowdfounding finanzierten Album arbeitet. Leider ist weder der Homepage noch der Facebookseite der aktuelle Stand der Dinge zu entnehmen. Eine Platte hatte sie zwar im Gitarrenkoffer, ob es das besagte Album war, who knows …)

Danach ab in den Aufzug und rauf aufs Deck 5 des Parkhauses. Dort erwarteten uns zwei Bühnen, Sand und Sonnenschein.

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Der Opener des Nachmittags waren die Gewinner der tape auditions von Gelbe Seiten und tape.tv, Krogmann aus Potsdam. Musikalisch ging das in Richtung OK KID und war durchaus hörbar. Ein klasse Beginn!

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Danach ging’s direkt mit dem ersten Highlight weiter. Die wunderbaren Zoot Woman machten eine Pause vom Hits für The Killers und Madonna schreiben und beglückten Berlin. Ganz tolle elektronische Musik, die die Vorfreude auf das, was noch kommen soll, nur noch weiter steigerte.
Begeisternd!

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Weiter ging es mit Talisco. Seinen Auftritt kann man mit einem Wort zusammenfassen: FUCKINGAWESOME! Auch wenn die Musik zum Tanzen anregte, so blieb das Publikum doch lieber im Sand in der Sonne sitzen und genoss das Strandfeeling bei unglaublich guter Musik. Im September erscheint Taliscos Album „Run“ und das ist jedem (auch ungehört) schwerst ans Herz zu legen!

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Bühnenwechsel: Balbina stand auf dem Plan. Eine junge Sängerin, gekleidet in einem extravaganten Neoprenkostüm und einer noch extravaganteren Stimme. Ihre Songs klingen nach vertonten Poetry Slam-Texten. Ein Zitat aus dem Song „Pechsträhne“ lautet „Wenn Pechsträhnen abstehen, dann muss man sie einfach auskämmen.“ Unser Fazit: Hört euch diese Stimme an und lauscht den klugen Texten.

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Dann kam eine der Lieblingsbands von Pete Doherty, so die Ansage des Moderators, Oracles. Ja, was soll man sagen. Gefälliger Alternative Rock, der gut als Hintergrunduntermalung taugte, uns aber nicht wirklich abholte. Da sie am 19. September erste EP „Stanford Torus“ veröffentlichen, wollen wir mal nicht zu kritisch sein und warten ihre Entwicklung ab, die könnten ja vielleicht doch was werden.
(Vielleicht entdeckt sie ja jemand beim „Wunderkinder – German Music Talent“-Auftritt beim Reeperbahn Festival, um ihrer internationalen Karriere ordentlich Auftrieb zu verpassen. Mit dabei unter anderem Claire, Malky, Still Parade und Talking to Turtles – viele Künstler, die es unserer Ansicht nach durchaus verdient haben richtig groß zu werden.)

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BÄM! Stilwechsel!
Auf der anderen Bühne versuchten die 257ers, das Publikum mit ihrem äußerst humorvollen HipHop im Stile von Fettes Brot mitzureißen und zum Aufstehen zu bewegen. Klappte nicht. Da halfen auch keine Songs über Drogen und Schnaps. Trotzdem schwerst geil und Partymucke vom Feinsten!

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Zwischendrin ein paar Worte zur Location.
Neben dem bereits erwähnten Sandstrand gab es auf Deck 5 des Parkhauses der Schönhauser Allee Arcaden eine große Bar mit reichlich Getränkeauswahl, Berliner Pilsener, Bayreuther Helles, Cocktails, Bionade and so on. Ist jetzt aber auch nix besonderes, handelt es sich doch um eine Strandbar, welche auch regulär ihre Pforten öffnet. Aufgestockt wurden hier nur zwei Bühnen und jede Menge Kameras. Schließlich bezeichnet sich das ADDF selbst als das größte Online-Musikfestival der Welt.

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Auch der Auftritt von Malky wurde live ins Netz gestreamt. Die Band konnte man unter anderem bereits beim Unter Einem Dach Festival in Erlangen Anfang des Jahres begutachten. Soulige Popmusik, die manchmal fast schnulzig wirkt, aber eben nur fast. Stimmlich werden hier durchaus Erinnerungen an Bruno Mars wach.

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Und schon wieder Stilwechsel. Auf der anderen Bühne stand mit Ahzumjot einer der aktuell durchstartenden deutschen Hip Hop Künstler bereit. Trotz gebrochenen Arms lieferte er einen durchwegs überzeugenden Auftritt. Nur leider war der Sound nicht ganz so gut geregelt und seine Stimme kam etwas leise rüber. Dennoch stark.

So langsam neigte sich der Abend jetzt schon dem Ende zu. Nur noch drei Bands … Den Anfang des Finales machten die grandiosen Mighty Oaks, deren eingängiger Indie-Folk wahre Begeisterungsstürme im Publikum auslöste, auch in Nürnberg spielten sie sich im Frühjahr schon in die Herzen eines ausverkauften Künstlerhaus-Festsaals. So langsam taute das Sonnendeck auf und erhob sich.

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Der vorletzte Act war Chakuza. Ohne viele Worte: Intelligenter deutscher Hip Hop ohne aggressives Getue und Gangster-Ambitionen. Wer ihn noch nicht kennt, der sollte das schnellstens nachholen.

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Dann war es auch schon fast vorbei. Als letzter Act standen bzw. saßen Juli bereit. Die Juli? Ja genau, die Juli! Die mit der perfekten Welle und der geilen Zeit. Sie lieferten ein wunderbares Akustikkonzert mit eher leisen Tönen. Am 3. Oktober kommt das neues Album „Insel“, und was wir gestern hören konnten, kam sehr gut rüber. Sind wir mal gespannt. Die Rufe nach einer Zugabe wurden leider auf Grund der zeitlichen Punktlandung nicht erhört, denn eine Minute länger und es hätte Stress mit den Behörden gegeben. Gefühlt war es aber leider wirklich das kürzeste Konzert des Tages, musste doch eine deutliche Verspätung zu Beginn im Laufe des Nachmittags eingeholt werden. Die Veranstalter haben aber nichtsdestotrotz grandiose Arbeit geleistet, die saubere Organisation schafft nahtlose Übergange der Acts, wie man sich das wünscht.

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Danach noch die obligatorische Currywurst eingeworfen, welche definitiv bei keinem Berlin-Besuch fehlen darf und wieder zurück zum Busbahnhof. Dort zwei Stunden lang an diesem Artikel gefeilt. 23:55 Uhr mit dem Bus in Richtung Nürnberg gestartet und verzweifelt versucht zu schlafen, was suboptimal gelang. Um 5:30 Uhr in Nürnberg angekommen, kurzer Besuch in den eigenen vier Wänden, duschen, umziehen und ab in den Arbeitsalltag, Monday is calling!

Das Fazit dieses Trips nach Berlin: Wenn man sich dafür nicht immer den Hintern im Fernbus plattsitzen müsste oder spontane Flüge erschwinglich wären, würden wir es jedes Wochenende machen! So sind wir froh, dass das ADDF nur einmal im Jahr ist und hoffen, dass wir im nächsten Jahr wieder vor Ort sein dürfen.
Für dieses Festival nehmen wir fast alles in Kauf!

Wenn ihr selbst sehen und hören möchtet, was uns geboten wurde: Auf www.tape.tv gibt es (in Kürze) das ganze Festival zum online anschauen, es lohnt sich. Also merken für den Couchbesuch bei der nächsten Schlechtwetter-Front.

Text & Bilder: Weheartmusic & Addicted to Concerts Nbg