#feinemusic: Die Konzertwoche mit Egers Calling #3, Your Careless Spark und Hurricane Dean
Alles neu macht der Mai: Neue Lieblingsband, neue EP und die neue Egersdörfer Musiktalkrunde entdeckt.
Egers Calling #3 mit Senore Matze Rossi, Bbou und Wolfgang Buck am 29.4.15 im E-Werk Erlangen
Eine Mischung aus Talk und Konzert lockte viele Leute am Mittwoch ins E-Werk Erlangen – zurecht, denn das Konzept hat Potenzial und gefällt. Egersdörfer, seines Zeichens Kabarettist, sorgte mit seinem losen Mundwerk für eine lockere Atmosphäre unterstützt durch (Bühnen-)Lebensabschnittsgefährtin Carmen. Auch wenn die Erlanger Nachrichten dann schreiben, es sei nicht lustig gewesen – alle anderen Anwesenden und ich werden bezeugen, das dem nicht so war! Die Erlanger Presse lässt Egersdörfer scheinbar nicht los und so suchte er den ganzen Abend den „humorlosen spitzbärtigen Journalisten“ im Publikum, welcher den Nachbericht für das „Bumsblatt“ verfasst und sorgte damit für einen kräftigen Lacher.
Musikalisch eröffnete der Schweinfurter Senore Matze Rossi den Abend mit einer Handvoll Songs bevor es zum Talk überging. Im Gespräch erfuhr ich so einiges über die Vergangenheit des Musikers, zum Beispiel von seiner Punkband Tagtraum. Auch seine Zukunft, der seit kurzem unter dem Grand Hotel van Cleef Booking (u. a. Thees Uhlmann, Tomte, Kettcar) läuft, wurde ausgeleuchtet: Tour im Herbst, neues Album im Februar und anschließend neue Tour und hoffentlich viele Festivalgigs.
Das Hintergrundorchester Ukulele Insanity rahmte das Ganze mit ihren gelungenen Ukulele-Interpretationen von Klassikern wie beispielsweise eine auf die Veranstaltung umgemünztes „London Calling“ („Egers Calling“) ein.
Betont „nüchtern“ erschien der Boarische Bou auf der Bühne, stöpselte seinen iPod ein und rappte in tiefstem Oberpfälzer Dialekt drauf los. Im Gespräch gab’s erstmal eine Breze zur Stärkung – war wohl nicht so lecker, er gab sie umgehend zurück. Warum sich BBou als Mönch auf dem Albumcover darstellt wollte der Talkmaster unter anderem wissen, BBou stellte erstmal richtig, dass es sich um Jesus handeln soll und das Albumcover entstanden ist, weil er den Spitznamen auf Arbeit von den Kollegen bekommen hat. So schnell wird man also zu Jesus.
Glänzender Abschluss des Abends war Wolfgang Buck, ein fränkischer Liedermacher, der es schafft, einem mit seinem Lied über die fränkische Küche das Wasser im Mund zusammen laufen zu lassen. Das jemand Essen derartig köstlich besingt, war mir neu. Der Appetit war geweckt – aber wo bekommt man in Erlangen nachts um elf noch einen Schweinebraten mit Kloß oder ein Schäufele? Verdammt! Tolle Musik und sympathischer Typ, der nebenbei noch ein beurlaubter Pfarrer ist, da musste natürlich im Nachgang von Egersdörfer ausgiebig hinterfragt werden, wie das zusammen passt. Mit tiefsinnigen Glaubensfragen wurde der Abend dann beschlossen.
Mein Fazit: Egers Calling, wir sehen uns bei Ausgabe #4.
Your Careless Spark mit neuer EP „Ashes“ am 30.4.15 im Club stereo
Die Dunkelheit auf der Bühne des Club Stereo wich im Laufe des ersten Songs und zuckende Lichtblitze beleuchten Your Careless Spark – zum Glück waren keine Epileptiker im Publikum. Das hätte schief gehen können, denn die Lichttechnik war sehr intensiv, hat die Band aber durchaus gekonnt inszeniert. Unterstützt von Gastmusikerin Linda Rum (Linda and the Small Giants, Apartment Orchestra) wurden die neuen Songs präsentiert, die bewusst etwas düster daherkommen. Doch keine Sorge, die Band bleibt ihrem Stil treu und schwingt immer wieder vom Melancholischen ins Euphorische. Die neue Scheibe „Ashes“ ist daher sehr hörenswert, finde ich.
Ein paar Tage zuvor durfte ich übrigens Frontmann Claus interviewen, wie das lief lest ihr hier.
Hurricane Dean am 01.05.2015 im Club Stereo
Wer Ostfriesland nur mit Otto Walkes in Verbindung bringt, sollte jetzt die Ohren spitzen. Die Bühne ist leer, die Hintergrundmusik verstummt, das Bandintro beginnt, bereits zum dritten Mal beehrten die vier Jungs von Hurricane Dean aus Ostfriesland den Club Stereo. Mehr haben sie nach eigenen Aussagen von Nürnberg noch nicht gesehen – reicht ja auch, findet das Publikum. Auf der Bühne glänzen die Nordlichter mit eingängigem Indie Wave Rock oder dem, was sie selbst als „Bright Wave“ bezeichnen. Der Stil hat was von Interpol und White Lies: bekannte Muster, jedoch ohne abzukupfern. Ihre deutsche Herkunft hört man an keiner Stelle raus.
Ganz ehrlich Leute, die Band hat Potenzial! Dem Album fehlt an sich nur ein herausstechender Hit, der sie im Mainstream bekannt werden lässt. Die Frage ist nur, ob es das wirklich braucht, denn jeder einzelne Song ging direkt ins Bein und ließ mich vor Begeisterung strahlen. Das im März 2015 erschienene Album „N53° E7°“ – bei dem Titel handelt es sich schlichtweg um die Koordinaten der Heimat von Hurricane Dean – fand ohne zu zögern einen Platz neben meinem Player und läuft seitdem gern mal ziemlich laut (bei der Musik – ein Muss!) auf Heavy Rotation. Wartet nur mal ab bis sie es auf die Mainstages der Festivals schaffen und 40.000 Leute auf die gleiche Weise begeistern. Bis dahin, empfehle ich euch: Genießt den Geheimtipp!
So und jetzt heißt es für mich: Urlaub!
Die nächste Ausgabe von #feinemusic erscheint im Juni.
/Text+Bilder: André Prager/
/Titelbild: Simon Strauss/
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