Live / REIN & RAUS

Nachbericht: Claire

Gleich drei von uns waren letzten Montag bei Claire im Hirsch. Und alle drei von uns haben dazu was zu sagen. Vorneweg: Es war großartig!

1 [guesswhoisbad]
Was läuft eigentlich bei Claire schief?

Es gibt an dieser Band nichts, aber wirklich gar nichts auszusetzten. Ganz im Gegenteil. Schon die Vorband des Konzertabends im Hirsch, NIHILS, ein junges ElectroPop-Trio aus Österreich, ist gut. Wirklich gut. Von denen wird man hören, voraus gesetzt, irgendjemand schreibt ihnen bald mal die Bandbiografie um, gemäß der sie ab übermorgen aus UK kommen.

Nihils

Dann betreten Claire die Bühne. Mit einer ausgeklügelten Lichtshow gekoppelt, gibt sich der Münchner Fünfer homogenen wie eh und je und herausragend energetisch. Die Sängerin Josie-Claire Bürkle zeigt sich stimmlich gereift, hier und da schimmert eine schön anzuhörende Prise Soul durch die Boxen, mitten ins Herz der tanzenden Menschen. Ihre Band verleiht dem als Produktion manchmal eine Prise zu steril anmutenden ElectroPop gekonnt organische Elemente und versetzt die Stücke mit Einschlägen aus klirrenden Disco-Pianos hin bis zu Ed Banger-eskem Rave das es eine Freude ist. Die Stücke des neuen Albums „Tides“ geben sich die Klinke mit alten Hits. Das Konzert, die Band, der Abend werden frenetisch gefeiert und das zu Recht. Claire liefern großartig ab!

Aber wir reden hier von einem gerade einmal zur Hälfte gefüllten Hirsch-Saal. Retrospektive: 2013 Club Stereo, ausverkauft. 2015 Nürnberg.Pop Festival im Festsaal des Künstlerhauses – proppenvoll. 2017 neues (sehr gutes) Album, was ist los? Kam das Album zu kurz vor der Tour? Ist dem Label die Kohle für die Promo ausgegangen? Muss die Band noch derart viel von ihrem Debütalbum recoupen, das zweifelsohne ordentlich durch die Medien geschoben wurde, dass hier nix mehr drauf gepackt wurde? Sind das die fiesen Mühlen der Musikindustrie? Sind die vielen Menschen, die diese wundervolle Band bereits hier in der Region live erleben durften schon so sehr Opfer der heutigen medialen Schnelllebigkeit, dass sie Claire schon wieder vergessen haben? Oder täuscht sich der Verfasser dieser Zeilen und Konzert und Band sind eigentlich gar nicht gut. Nein! Ganz bestimmt nicht! Bei Claire läuft eigentlich überhaupt nichts schief. Irgendwas anderes läuft hier schief. Und es erwischt die Falschen!

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2 [Simon Strauss]
Fast zwei Jahre ist es her, seit Claire beim Nürnberg.Pop den Festsaal im K4 zum kollektiven Ausrasten gebracht haben. Eine viel zu lange Zeit. Jetzt war es endlich wieder soweit und meine Vorfreude kratzte am oberen Ende der Skala.

Von den neuen Sachen hatte ich bislang nicht viel gehört (weshalb auch immer), aber die alten Songs schwirren immer noch durch zahlreiche meiner Playlists. Ich war also schon gespannt, wie der neue Stoff so kickt. Und er kickte gut! Verdammt gut! Das Set wurde von einer bombastischen Lightshow inklusive Riesen-LED-Diamanten umrahmt, welche die perfekte Atmosphäre schuf. Auffallend war, dass die Lightshow sich meistens auf die Sängerin Josie konzentrierte und somit ein bisschen den Eindruck erweckte, als wäre es das Konzert einer Solokünstlerin inklusive Begleitband. Trotzdem gab hier jeder Musiker alles und lieferte teilweise den härtesten Elektro, den ich im Hirsch seit Fraktus erlebt habe.

Die alten Songs brachten die Erinnerungen an die letzten Konzerte wieder hoch, wurden gefeiert und mitgesungen. Die neuen Songs rundeten den Abend für mich ab. Auch wenn das Konzert nicht ausverkauft war, was ich auch im Nachhinein immer noch nicht verstehe, hatten alle Anwesenden ihren Spaß und den Nichtanwesenden bleibt nur der Neid, dass sie diesen Abend verpasst haben.

Mir bleibt die Erinnerung und mein Selfie mit Josie.

Noch zwei Worte zur Vorband NIHILS: Reinhören! Gut!

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3 [jr]
Schon wieder vorbei. Monate- nein, jahrelanges Warten auf den nächsten Gig von Claire in Nürnberg und jetzt ist er vorbei und die Warterei geht von vorne los. Könnt ihr bitte schnell wiederkommen!

Natürlich war das Konzert im Hirsch eine wahnsinnig gute Show, natürlich war jeder der Anwesenden Gäste extrem begeistert. Natürlich hat Sängerin Josie alle mit ihrer Bühnenpräsenz in ihren Bann gezogen. Was die Gute da jeden Abend für eine Energie auf der Bühne freisetzt, ist schon krass. Hut ab. Da könnten sich einige eine große Scheibe abschneiden.

Auch die Vorband Nihils konnte überzeugen und hat vom Sound ein wenig an Roosevelt erinnert. Hoffentlich hört man in Zukunft mehr von den Jungs. Ein rundum gelungener Konzertabend also.

Nur: Warum zur Hölle war der Hirsch nicht voller? Warum haben sich das Konzert nicht mehr Leute angesehen? Dafür gibt es wohl keine vernünftige Erklärung! Jeder, der das verpasst hat, sollte sich in den Hintern beißen!

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// Text: guesswhosbad / Simon Strauss / Jens Riedel // Fotos: Jens Riedel //