Interviews / Musik

Gefragt: Roosevelt

Ich kann mich noch daran erinnern, als wäre es erst vergangene Woche passiert. Es muss letztes Jahr um die Zeit gewesen sein, als Roosevelt bei mir auftauchte. Jetzt nicht wortwörtlich, aber ich hörte zum ersten Mal diesen Namen. Alle schwärmten von diesem Roosevelt. Es musste ein Jahr und ein Auftritt auf dem Slow Down Festival vergehen, bis ich diese Schwärmerei verstand.

Am Freitag erschien das langersehnte Debütalbum und hier trifft die Aussage wirklich zu. Wie passend, dass der gute Herr Zeit für eine Handvoll Fragen hatte und uns Rede und Antwort stand.

HDIYL: Auf den ersten Blick ist klar, dass Roosevelt keine Band, sondern eine Person ist. Live bist du noch mit einem Schlagzeuger und einem Bassisten unterwegs. Könntest du dir vorstellen, dass du in Zukunft das Miteinander von der Bühne auch in die Produktion holst und es sich in die Band Richtung entwickelt oder ist Roosevelt deine Kunstfigur, mit der du dich musikalisch ausreichend austoben kannst?

Roosevelt: Der Sinn von Roosevelt war schon immer, dass ich mich im Studio ausprobieren kann und alle Entscheidungen alleine treffe – deswegen wird es auch weiterhin nur live als Band umgesetzt sein.

HDIYL: Wenn du dein Debütalbum als Bild beschreiben müsstest, wie sähe das aus?

Roosevelt: David Hockney – A Bigger Splash
Tatsächlich hängt ein kleiner Druck dieses Bildes in meinem Studio.

HDIYL: Du wirst von der englischen Musikpresse hoch gelobt und auch hierzulande mangelt es dir nicht an Lob. Baute sich während der Produktion am Album Druck bei dir auf, etwas Adäquates nachzuliefern, das wieder alle loben werden?

Roosevelt: Es motiviert mich eher, das bestmöglichste Album zu produzieren. Druck mache ich mir wenn dann selber, unabhängig von einer möglichen Erwartungshaltung.

HDIYL: Wenn man sich durch deine bisher gespielten Gigs und die kommenden liest, bist du ganz schön umtriebig. Gibt es da noch einen Ort oder eine Venue, wo du noch spielen möchtest?

Roosevelt: Wir waren zum Beispiel noch nie in Japan, China, Australien, Mexiko, Chile, Argentinien, Kolumbien, Russland. Es gibt also noch recht viel zu erforschen.

HDIYL: Bei der Intro heißt es so schön, dass GOLF und Roosevelt im Geiste Brüder sind. Dazu habt ihr beide mit Fabian Podeszwa an Musikvideos gearbeitet. Was verbindet euch noch?

Roosevelt: Wir sind einfach alle total jut drupp. Und wahrscheinlich gegenseitig Fans?

HDIYL: Kommen wir zur letzten Frage: Was ist dein momentanes Lieblingslied bzw. Album?

Roosevelt: Air – Air (1971)

Das selbstbetitelte Album ist gemacht, um es am Stück durch zu hören. Wenn die Titel durcheinander gehört werden, passt es zwar und sie funktionieren auch einzeln. Doch das Gesamtkonstrukt klingt besser. Es hat schon seinen Grund, warum die Tracklist so aufgebaut ist. Roosevelt meinte selbst, dass er sich darüber viele Gedanken gemacht hat, damit alles stimmig klingt.

Lustigerweise hatte ich ähnliche Bilder im Kopf, wie Roosevelt. Wenn ich das Debüt höre, denke ich an Sommer, an einen Pool, am Rande steht vielleicht ein Flamingo und alles leuchtet in den schrillen Farben der 80er. „Belong“ könnte auch der Titeltrack zu einer Agentenserie aus den 80er sein – würde 1a passen. Es ist aber wahrlich kein Album, das man zeitweise hört und dann wieder im digitalen Plattenschrank nach hinten wandert. Nö, das ist es nicht und da bin ich mir sicher, man kann es immer hören, ob Sommer oder Winter, ob Tag oder Nacht. In Dauerschleife laufen die Lieder bei mir schon und die Favoriten wechseln täglich.

Diese Schwärmerei der anderen hat auf mich abgefärbt. Weil er es schafft, diese tanzbaren Songs zu schreiben und zu produzieren, die ihren Pepp haben und dennoch nicht zu aufgedreht klingen.

Roosevelt find ich dufte!

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/ Text: Matilda Pfeil / Bild: Brian Vu /