Live / Musik

Brockhoff & Friends im Molotow

Dass das Molotow in Hamburg schließen muss, ist mittlerweile leider kein Geheimnis mehr.

Mitte des Jahres soll das Haus abgerissen werden und – welch Wunder – ein weiteres Hotel die Reeperbahn schmücken. Nachdem am 30.12. schon tausende für das Molotow demonstrierten und hierbei unter anderem von Team Scheiße und Thees Uhlmann unterstützt wurden, waren jetzt wir an der Reihe. Denn als wir von der bevorstehenden Schließung erfuhren, mussten wir natürlich nach Hamburg.

Also Zug und Hotel gebucht, den Hamburger Freunden Bescheid gegeben und direkt mal geschaut, was denn so im Molotow um den 06.01. rum spielt.

Brockhoff und Friends Vinyl Release Party stand da. Unter anderem mit Shitney Beers und Blush Always als Friends. Na das klingt nicht nur besser als nix, das klingt sogar sehr hervorragend. Brockhoff wurde beim letzten Nürnberg Pop Festival als beste Newcomerin National ausgezeichnet und spielt sich schon länger fleißig durch meine Playlisten. Shitney Beers ist aus dem GHVC und Blush Always klang beim ersten Mal hören auch schon ziemlich gut. Also ne kurze Mail ans Brockhoff Team (man musste sich via Mail registrieren) und schon war ich +2 auf der Liste. Nice.

Das Molotow, für alle, die es nicht kennen, versteht sich als Safe Space. Das beginnt damit, dass alle neuen Gäste an der Tür erst mal eine Awareness Ansprache erhalten, über die Dos und Don’ts im Molotow. Das ist nicht nur ne gute Sache, sondern sorgt auch dafür, dass es um einen rum nur nette und entspannte Leute gibt.

Dies spiegelte sich auch bei den Ansprachen auf der Bühne wider. Hier wurde offen über Therapien, Alkoholismus oder zerrüttete Familienbeziehungen gesprochen. Vor allem wurde aber auch immer wieder betont, was das Molotow für das Hamburger Nachtleben und allgemein die Indie-Szene bedeutet.

Eröffnet wurde der Abend durch Philine Sonny, die mit ruhigem Indie und gefühlvollem Gesang perfekt auf den Rest einstimmte. Willow Parlo schloss sich nach nur 5-minütiger Umbaupause nahtlos an und schaffte es auch die Stimmung weiter zu heben. Von Act zu Act wurde die Musik etwas lebhafter. Das erste Highlight war die hervorragende Blush Always, die deutlich Lust auf das Konzert im Club Stereo am 20.01. machte. Wer noch kein Ticket hat, der sollte sich hier eins kaufen. Das wird ziemlich gut werden!

Letzter Support dann Shitney Beers. Schon viel von ihnen gehört, aber noch nicht live gesehen. Das wird künftig deutlich häufiger passieren. Die sind mal live richtig gut! Kein Wunder also, dass sie 2024 die Sportfreunde Stiller auf ihrer Tour begleiten.

Um 22 Uhr fiel dann endlich der imaginäre Vorhang für unsere Gunda-Preisträgerin. Und wow! Ich war schockverliebt. Diese Energie, diese Liebe für das was sie tut. Diese Dankbarkeit, dass sie ihre Vinyl im Molotow präsentieren darf, wo sie schon so viele ihrer Lieblingsbands gesehen hat. Brockhoff schaffte es von der ersten Minute bis zum Verklingen des letzten Riffs zu begeistern. Ihr erfolgreichster Song „Sharks“ wurde zwar schon relativ früh im Set gespielt, aber das machte gar nix aus. Es war ein super Set, das schon unglaublich Vorfreude auf ein kommendes Album machte. Es gab Duette, es gab Coverversionen mit Cowboyhüten („The Chicks – Wide Open Spaces“), es gab aber vor allem nur glückliche Gesichter. Mit breitem Grinsen am Merchstand mit der Vinyl eingedeckt und ein geschenktes Poster und eine Umarmung später war ich im Indiehimmel. Aber ich hatte eh vermutet, dass der im Molotow ist. Da schafft es doch tatsächlich eine 24-jährige in meinem musikalischen Herzen Taylor Swift Konkurrenz zu machen und ich habe bei diesem Konzert auch einige Parallelen zwischen den beiden entdeckt.

Deshalb nutzt die Chance Brockhoff noch in kleinen Clubs zu sehen, die wird groß!

Und genau wegen diesen Momenten darf das Molotow und viele andere kleine Clubs nicht sterben!

//Text & Bilder: Simon Strauß