Interviews

Gefragt: Balbina

Ein lauter werdendes Stimmgewirr bildet passenderweise den Einstieg in das Debütalbum „Über das Grübeln“ von Balbina.

Für mich entdeckt habe ich sie beim ADD-Festival 2014 in Berlin und war sofort fasziniert von der Musik, von den tiefsinnigen, klugen Texten auf Deutsch. Ihre Songs klingen nach vertontem Poetry Slam, in der deutschen Popmusik gibt es aktuell nichts vergleichbares.

Doch wer ist das eigentlich, Balbina?

Balbina ist eine Musikerin, die unter sehr unkünstlerischen und recht unmusikalischen Umständen aufwuchs.

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Zur Musik kam sie so: Ihre Mama hatte gerade einmal eine Handvoll Kassetten. Eine davon zog Balbinas Aufmerksamkeit besonders auf sich: ABBA „The Greatest Hits„. Rauf und runter, unentwegt lief der Monokassettenrecorder. Bereits damals wusste Balbina, dass sie eines Tages ebenfalls Musik machen würde. Doch sie traute sich nicht ihre Wünsche offen zu äußern und übte für sich im stillen.

Ihre Texte schreibt sie selbst, und auch dazu gibt es einen auslösenden Moment: Eines Tages sollte sie im Deutschunterricht ein alternatives Ende für „Homo Faber“ schreiben. Und Balbina schrieb einen Aufsatz, als wäre es ihr letzter gewesen. Und sie bekam die Note 1! Doch als die Lehrerin den Text vorlas, lachte die ganze Klasse. Alle lachten über alles, was sich Balbina da ausgedacht hatte. Die Lehrerin erschrak. Und korrigierte die Note nach unten. Ab diesem Zeitpunkt schrieb Balbina ihre Geschichten und Lieder nur noch für sich selbst. Irgendwer würde sie schon irgendwann mögen. Daran glaubte Balbina. Auch wenn sie selbst schon fast nicht mehr daran glauben konnte.

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Mit ihrer EP „Nichtstun“ offerierte die Berliner Texterin und Sängerin im Sommer 2014 eine erste Kostprobe ihres Sammelsuriums kleiner Geschichten und faszinierender Beobachtungen. Im November 2014 folgte „Nichtstun mit Band“, die Live-Interpretation ihrer Songs, daraufhin durfte sie für den Bundespräsidenten auf seinem Sommerfest im Schloss Bellevue und für die angesagtesten Modedesigner auf der Fashion Week spielen. Nun bekamen auch die Medien Wind von dieser außergewöhnlichen deutschen Künstlerin und so landete die EP u.a. auch im Fokus von Spiegel-Online.  Soweit die Informationen, die dem offiziellem Pressetext zu entnehmen sind.

Jetzt erscheint Ihr Debütalbum Über das Grübeln und ich hatte die Ehre ein paar Worte mit Ihr zu wechseln:

hdiyl: Hallo Balbina, How deep is your Love?

Balbina: Wenn ich liebe, dann mit ganzem Herzen. Keine halben Sachen.

hdiyl: „Deine Songs klingen nach vertonten Poetry Slam-Texten“ haben wir einmal geschrieben, passt der Vergleich?

Balbina: Kann ich nachvollziehen. Ich selber beschreibe sie als Dichtung mit passendem Soundtrack.

hdiyl: Was ist dein persönlicher Lieblingssong deines Albums „Über das Grübeln“ und warum?

Balbina: Es gibt für mich keinen Favoriten, jeder Song hat seine eigene Aussage, die mir wichtig ist. Sie sind kleine Puzzleteile, die das Album zu einem Gesamtbild fügen

hdiyl: Du bist über Nacht in einen Plattenladen eingesperrt – welche Scheiben laufen auf Heavy Rotation (bis zur nächsten Ladenöffnung)?

Balbina: Jazz. Über Duke Ellington, Chet Baker bis hin zu Kurt Elling.

hdiyl: Auf der Bühne trägst du extravagante Neoprenkleidung. Gibt es dafür einen guten Grund?

Balbina: Sie wirkt kantig, kompliziert und überladen. Wenn man aber genauer hinschaut erkennt man, wie verspielt und klar sie ist. So ähnlich verhält es sich mit meinen Liedern, denke ich.

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hdiyl: Deine größte Macke ist?

Balbina: Ungeduld.

hdiyl: Was hat dich für das Album „Über das Grübeln“ am meisten motiviert/inspiriert?

Balbina: Der Alltag. Das völlig Durschnittliche und dessen Magie.

Danke Balbina für das Interview.

 

Gleich nach dem Albumrelease geht es auf Tour – große Tour – Stadiontour. Das hat sie ihrer wunderbaren Musik zu verdanken: Die Tochter von Herbert Grönemeyer war es, die ihren Vater auf Balbina aufmerksam machte und auch ihn konnte Balbina überzeugen und darf ihn nun auf seiner Tournee begleiten.

Und euch? Hört doch einfach mal rein in die herrlich unaufdringlichen Songs mit den poetischen Texten.

/Text: André Prager/

/Bilder: Nico Wöhrle  /

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