Gehört / Musik

Gehört: Blond – Perlen

Letzten Freitag, am 21. April, ist das Neue Album „Perlen“ von Blond erschienen. Sarah hat sich in den letzten Wochen mehrfach durchgehört und teilt hier ihre Meinung mit uns.


Blond – das sind die zwei Schwestern Nina und Lotta Kummer, die gemeinsam mit ihrem Freund Johann Bonitz die deutsche Musikwelt zum glitzern bringen.

Über ihr selbstgegründetes Label Betonklunker präsentieren sie uns nun voller Anmut und Schönheit ihr zweites Album namens „Perlen“.

Ungeschliffen und radikal brettert uns das Trio aus Chemnitz mit 12 Songs, oder besser gesagt Perlen, die beißende Wahrheit über gesellschaftliche Missstände, Sexismus und den ewig andauernden Männerregen in der Musikbranche um die Ohren.

Dunkle Regenwolken ziehen über die Festival Line-ups des Landes und es regnet, ja genau: Männer und noch mehr Männer. In der bereits im vergangenen Jahr veröffentlichen Single „Männer“ kritisieren Blond gemeinsam mit der Berliner Rapperin addeN die von Männern geprägte Musikbranche und die erschreckend wenigen FLINTA*-Acts auf Festivalbühnen. Bei Ihren ersten Auftritten mussten sie nämlich enttäuscht feststellen: „Wir sind allein, wo sind all die anderen Frauen? Für so ne Pimmelparty mit bleichen Rentner waren wir nicht stundenlang im Proberaum“.

Aber damit ist das Thema Männer längst noch nicht abgehakt, denn abseits der Bühne wird es nicht unbedingt besser. So werden in dem Song „Du und ich“ sexuelle Übergriffe an weiblich gelesenen Personen thematisiert, die leider harte und alltägliche Realität sind. Blond wollten es hierzu aber nicht nur bei einem Song belassen und schufen in Zusammenarbeit mit KOSMOS Chemnitz und der Beratungsstelle Wildwasser e.V. die „Hütte der sexualisierten Gewalt“, in welcher 69 anonymisierte Erfahrungsberichte von Betroffenen ausgestellt wurden. Die Ausstellung gibt es mittlerweile nicht mehr, die Berichte wurden aber vertont und verlegt und gibt es nun als Hörbuch oder Buch.

Zusammen mit der wundervollen, ebenfalls aus Chemnitz stammenden Indie-Pop Band „Power Plush“, singen sie dann in dem Song „ich sage ja“ darüber, wie man(n) weiblich gelesene Personen gerne hätte, nämlich auf keinen Fall zu laut, immer lieb, folgsam und ach ja, hübsch natürlich.

Von toxischer Männlichkeit haben die drei nun offensichtlich genug und sagen in „toxic“ unmissverständlich „bye zu toxic guys“.

Doch da ist ein Mann, in den kann man sich glatt verlieben, so aufmerksam und verständnisvoll hört sich „mein boy“ die Klagen über das Leben an und gibt halt, wenn man sein Leben mal wieder überhaupt nicht im Griff hat. 

Ein Liebeslied an den Therapeuten.

Es ist also nicht zu überhören, welche Themen in dem Album den Ton angeben. Der Band gelingt es dabei wie keine anderen, solch drückende Themen aufzugreifen und ihre Musik dennoch funkig und tanzbar zu machen. Der Klang des Albums ist insgesamt laut, frech, wütend und -wie gewohnt- voller Selbstironie. Die drei setzen sich keine Grenzen und betten ihre Perlen in Indie-Pop, Hyper-Pop, Rap und feine New Wave Töne.

Blond verstehen einfach, wie man Staub zu Glitzer macht und liefern hier ein echtes Schmuckstück.

Ah ja, wer die Band „Power Plush“ noch nicht kennt, sollte das unbedingt ändern und mal reinhören – es lohnt sich!

// Text: Sarah Zettl / Bilder: Blond (by: Sarah Storch & Anja Jurleit) //