Konfetti - Die Kolumne

Konfetti! Und außerdem … Der gewisse Eifer

In Wahrheit war natürlich auch die letztwöchentliche Glosse erstunken und erlogen so wie die meisten und besonders diejenigen, in denen es beispielsweise um nahe Anverwandte geht. (Sie sagen, das soll ich jetzt mal schreiben, dann nehmen sie auch das Testament vom Schredder wieder weg.) Langweilig ist immer nur den anderen, ich hingegen bin ein Ausbund an Beschäftigungstherapeutik, da tätest du Augen machen! Nur langsam hab ich wirklich alle Hobbys durchprobiert. Zum Jahresende mitgerissen hatte mich der Sog all derer, die jetzt plötzlich groß an der Gitarre werden. Da ist mir nämlich eingefallen, dass ich früher mal groß an der Gitarre war, bis das Leben, sprich Jungs, Party, Sachen, unsere Wege trennte (liebe Grüße an meinen guten alten Lehrer Winfried. Es tut mir leid!). Eine archäologische Ausgrabung führte flugs das Instrument zutage, und fortan beglückte ich den Haushalt mit meinem vergangenen Talent. Nach zwei Tagen intensiven Übens konnte ich alle gängigen Weihnachtslieder, nicht aber mehr meine Fingerkuppen spüren. In der Folge habe ich große Mengen Beton, Holz und Tüddelkram zu Kunstwerken komponiert, die tiefe Bedeutung für die Kunst, noch tiefere aber für den Hausfrieden zu entwickeln drohten, und weil der Ausbau des Balkons zum Atelier leider nicht möglich ist, sah ich mich gezwungen, diese Tätigkeit einzustellen und mich kleineren Arbeiten zu widmen: ein kurzes Intermezzo an der Punch Needle, mittels derer sich sehr schöne, teure Wollfäden zu winzigen Flokatis wirklich abscheulichster Hässlichkeit kombinieren lassen, die nichts mit der feingeistigen Kreuzsticharbeit zu tun haben, die mir eigentlich vorschwebte. Zornig hab ich das Projekt also entsorgt und mich dem nächsten zugewendet: Beim Aufräumkruschen war mir meine alte Häkelnadel in die Hände gefallen, und angespornt von den herzerwärmenden Erzeugnissen, die eine Freundin neuerdings aus Fäden knüpft und schnöde Knäuel zu niedlichsten Tierchen knotet, hab ich mich frivol in die Luftmasche gestürzt und von dort in schöne grade Reihen, aus denen binnen kurzer Zeit ein kreisartiges Gebilde und dieses sich zu einer Schale aufgetürmt hatte. Sagen wir mal so: Die Häkelkarriere hat jetzt erstmal Pause. Dafür hab ich bei der Wollsuche anderes gefunden, nämlich das gute alte Perlgarn, das ich schon vor 30 Jahren, samt Sicherheitsnadel am Hosenbein befestigt, zu den schönsten Geschmeiden gewunden und mir einen großen Ruf als Freundschaftsbändchenknüpferin beschert hab. Doch wo Licht ist, ist auch Schatten, und wer schonmal nach zehn Minuten Autotelefonat aufgewacht ist und sich gewundert hat, wo die letzten 20 Kilometer nur geblieben sind, der versteht vielleicht auch meine Ahnung, worin der Umstand begründet sein könnte, dass meine Schulkarriere dann gar nicht so glänzend verlaufen ist wie im Geburtshoroskop vorausgesagt. Der Zug ist gottlob abgefahren. Freundschaftsbändchen für alle!

 

// Text: Katharina Wasmeier / Bild: Hannah Rabenstein //

~~ Diese Glosse erscheint unter dem Namen „Runter vom Sofa“ in der Freitagsausgabe der Nürnberger Nachrichten und Nürnberger Zeitung ~~