Konfetti! Und außerdem … Dörrautomat
Da sitzt du nun eine Woche später und leistest Abbitte, hast du doch vor nichtmal sieben Tagen was vom Januar-Frühling fantasiert und dich nach Sauwetter, Eingeschneitsein und innerer Einkehr gesehnt und schon schüttelt Frau Holle die dicksten Flocken vor deinem beschlagenen Fenster aus, derweil ein zapfiger Eiswind dich nicht nur daran erinnert, was „frieren“ eigentlich gleich wieder war, sondern auch, warum du alle Menschen hasst, die seit Wochen dich mit Strandfotos aus Asien belästigen oder, ungleich besser, von Reiseplänen schwadronieren. Und dir im ganzen Grant so langsam schwant, wozu der Januar ordnungsgemäß eigentlich gedacht ist: Körperpflege, unbedingter Veränderungswille und – Steuererklärung. Derweil ich also auf einer dicken Isolierschicht aus Quittungen, Rechnungen und Kilometeraufstellungen auf dem eiskalten Boden liege und mir schwer geschwächt zum x-ten Mal die Frage stelle, ob „also ich hefte ja immer alles gleich ab“-Menschen eigentlich nervige Streber oder bewundernswerte Organisationtalente sind, erhellen Freunde und Bekannte mein trauriges Gemüt mit regelmäßigen Meldungen zum Erfolgsstand ihrer aktuellen Fasten- (Ich starte jetzt mit Almased! – Bitte nicht, du weinst nur wieder zwei Wochen, betrinkst dich dann und beschließt, dass Frustfressen irgendwie geiler ist. – Diesmal wieder alles anders!) oder Sportperiode (… und dann komm ich dahin und frag: Wo ist denn der Spinning-Kurs? Und er so: Welcher Spinning-Kurs? Du stell dir vor: War ich im falschen Fitnessstudio. Bin ich wieder heimgefahren!) derweil ich gekonnt die subtilen Botschaften des Vorabendprogramms (Diät, Urlaub, Diät) ignoriere und mir stattdessen lieber Fotos vom Bergwandern neulich anschaue, wo ich jung, dynamisch und voller Leben mal eben schnell ein paar hundert Höhenmeter heruntergerissen habe. Auf diesen Fotos zu sehen: Eine wohlbeleibte ältere Frau, die mit hochrotem Kopf und schweißgebadet auf allen Vieren einen steinigen Hügel erklimmt. Das gab mir zu denken. Auf der Suche nach Sinn und Spuren, die meine doch so gesunde Lebensweise offenbar an meinem Körper hinterlassen haben, bin ich unvermittelt bei der Abendkosmetik auf die Lösung gestoßen: „48h Feuchtigkeit – zieht schnell ein“ hat mich ein Cremetopf angeschrien, aus dem ich mich seit Jahren körperflächig üppig bediene … Heureka! Natürlich! „ICH HAB’S! Die Creme wirkt 48h! Nach 24h ist die Hälfte also noch in mir drin. Aber weil ich jeden Tag neu creme, hab ich mittlerweile viele tausend Stunden Feuchtigkeit in mir angereichert, das zieht ja so schnell ein! Also ist ja wohl logo, dass man das sieht! Wie Kamel!“ hab ich schlau vorgerechnet. Und mir nicht minder schlau eine Lösung ersonnen: Weg mit Hometrainer und Low Carb-Diät! Was ich brauche, ist ein Dörrautomat! Und schon ist auch der große Erfolg der Solariumsbranche erklärt. Sowie meine künftige Hautfarbe. Ciao!
// Text: Katharina Wasmeier / Bild: unsplash //
~~ Diese Glosse erscheint unter dem Namen „Runter vom Sofa“ in der Freitagsausgabe der Nürnberger Nachrichten und Nürnberger Zeitung ~~