Konfetti! Und außerdem … Fußpils
Der lustige Duden kürt derzeit das alljährliche Wort der Jugend. Mal davon abgesehen, dass das allein schon ein Widerspruch in sich ist (Duden / Jugend), und fürderhin abgesehen davon, dass das Jugendwort 2014 mit einer relativ hohen Wahrscheinlichkeit (aktuell im Voting führend mit über 50%) „fappieren“ werden könnte (was einer lustigen Spaßtruppe US-amerikanischer Hacker zu verdanken ist und dessen Bedeutung ich hier nicht aufschreiben darf, weil sonst der Medienjugendschutz bei mir klingelt …); davon abgesehen jedenfalls finden sich unter den 30 Vorschlägen, auf Basis wessen Einreichung auch immer das geschieht, Ersprießlichkeiten wie (kenn ich schon, mag ich trotzdem) „tebartzen“ (sich etwas Teures leisten), „lass Haare wehen“ (beeil dich!), „Assistempel“ (Tätowierung, mutmaßlich logische Fortsetzung zum „Assitoaster“), und mein Highlight „Immatrikulationshintergrund“ (Person, die nicht richtig anpacken kann und ungeschickt ist und daher studiert hat).
Der Rest liest sich ungefähr so, als hätten realitätsferne Akademiker in einem linguistischen Alchemielabor verzweifelt versucht, Buchstabendreck in hippes Wortgold zu transmutieren. Eins jedoch hat mich stutzen lassen: Fußpils, nämlich. Aus der Anwesenheit dieses wunderschönen Wortes, das nichts andres bedeutet als das herkömmliche „Wegbier“ (für die ganz Betagten unter euch: Das ist dasjenige Getränk, das der Ausgänger sich schnell für den Weg von daheim zur Party einsteckt, um den Aufbau des Blutalkoholspiegels keiner lästigen Unterbrechung auszusetzen), stellen sich mir Fragen und praktischerweise die dazugehörigen Antworten gleich mit.
Entweder, es verhält sich tatsächlich so, dass die Duden-Jugendwörter von postmodernen Mittdreißigern konstruiert und als Erfindung der Heranwachsenden präsentiert werden. Oder aber die Jugend ist überhaupt gar nicht ach-so-sprachkreativ wie ihr immer nachgesagt wird. Ich jedenfalls spreche seit Jahr und Tag von Fußpilsen. Und ich berufe mich ja für gewöhnlich nicht gern darauf, aber in diesem Fall: Ich bin garantiert nicht jugendlich! Also wenn das so ist, liebe Jugend, dann erfindet doch bitte gefälligst ein eigenes Wort fürs Wegbier, und lasst uns alten Menschen unseren hippen Slang. Sonst könnt ihr nämlich auch gleich wieder anfangen, „mega“ und „ultra“ zu sagen. Da könnt ihr mich jetzt ruhig einen „Beta“ schimpfen oder „Senfautomat“ und „Therapier mich nicht!“ rufen und „Hängs!“, aber in dem Fall bin ich gerne „emoxif“. Und dann verrat ich euch eine taufrische Schöpfung aus den Untiefen der Südstadt, „Ihr Asylopfer!“, schnapp mir mein Fußpils und ziehe von dannen.
/ Text: Katharina Wasmeier. Bild: Hannah Rabenstein /
~ Diese Glosse erscheint unter dem Namen „Runter vom Sofa!“ in der Freitagsausgabe der Nürnberger Nachrichten ~