Konfetti - Die Kolumne

Konfetti! Und außerdem … How to 90s

Jetzt kann man natürlich sagen: Wasmeierin, wennst schon nicht zufrieden bist mit unseren vergeblichen Versuchen, uns modisch einer Zeit zu verschreiben, die so großartige Gewächse wie dich hervorgebracht hat, dann belass es doch bitte nicht bei der Destruktion, sondern führe uns mithilfe konstruktiver Kritik auf den rechten Weg! Dann wind ich mich ein bisschen und winke ab und werd ein bisschen rot wegen hachz zu viel der Ehre, aber freilich knick ich ein und sag: Hucheissa, wenn ihr mich so dringend darum bittet, dann will ich mal nicht so sein! Also: Wir beginnen exemplarisch und unten. Gehen Schuhe kaufen, und trotz dessen wir eigentlich kein Geld haben, holen wir uns das Teuerste, was der Markt hergibt: Docs oder Superstars. Die aber umhüllen wir jetzt nicht mit Watte und Folie, um sie möglichst lang möglichst neu aussehen zu lassen, sondern beginnen alsgleich, damit gegen Mauern, Pfosten und Mülltonnen zu treten, um die Latschen möglichst schnell möglichst runtergeratzt zu haben, damit nicht der Verdacht aufkommt, wir wären irgendwie wohlhabend. Dann Hose: Es gibt nicht 58493 Varianten, sondern exakt eine, und die heißt „Levi’s 501“. Die ist freilich auch viel zu teuer, aber mit Glück finden wir eine für 100 Mark im K&L und belästigen unsere Eltern tagelang mit diesem einzigen Wunsch auf Erden, bis der Widerstand bricht und diese unfassbar teure Hose zu Geburtstag, Weihnachten oder Konfirmation erstanden werden darf. Jetzt kommt das wichtigste: Wir nehmen das gute Stück sowie eine Schere und, wohlwissend, damit einem Hausarrest- oder Enterbungsszenario wieder einen Schritt näher zu kommen, schneiden die Hose, die wir extra zu diesem Zweck drei Längen zu groß erworben haben, entlang der Naht unten auf. Achtung, wichtig: Es sind ausschließlich die Innenseiten zu öffnen und hierbei darauf zu achten, hinter der Naht zu arbeiten und nicht davor. Alles andere identifiziert dich umgehend als Trottel. Sinn und Zweck des Ganzen ist es, hernach von den Schuhen, und das wird jetzt schwierig für euch, möglichst nichts außer vielleicht der Spitze mehr zu sehen. Das hintenüberhängende Stück latscht sich mit der Zeit in Fetzen hängend ab. So. Nach Absitzen des Hausarrestes holt ihr euch einen farblosen Kapuzenpulli, trennt den einzigen Hinweis auf die Marke, nämlich elend buntes Obst, sorgsam hinaus und tragt darunter Shirts mit denselben schwachsinnigen Sprüchen, die ihr euch heute quer über den haarlosen Leib tätowiert. Vorteil: Ihr müsst euch später nur noch über Fotos schämen und nicht bei jedem Blick in den Spiegel. Das wären also jetzt mal die Basics. Viel Erfolg beim Üben!

 

// Text: Katharina Wasmeier / Bild: Hannah Rabenstein //

~~ Diese Glosse erscheint unter dem Namen „Runter vom Sofa“ in der Freitagsausgabe der Nürnberger Nachrichten und Nürnberger Zeitung ~~