Diskotanz
Konfetti - Die Kolumne

Konfetti! Und außerdem … Lehrkörper

„Wenn der Kultusspezl“, hab ich letzthin gesagt und dabei an meinen Notizen gekaut, die ich seit einigen Wochen mit mir herumtrage, um mittels grammatischer Gleichungen und komplizierter semantischer Berechnungen eine wichtige Frage zu ergründen, nämlich: DARF man „letzthin“, „neulich“ oder „kürzlich“ einfach gedankenlos verwenden, wann immer man einen vergangenen Zeitraum benennen möchte, oder gibt es hierzu Regeln, an die man sich zu halten hat und gefälligst „vorgestern“ sagt, wenn „vor gestern“ gemeint ist, kreuzdeifi? Bis das hinreichend geklärt ist, plädiere ich für die konkrete Verwendung eindeutiger Datumsangaben, um überflüssige Diskussionen zu vermeiden. Also: „Wenn der Kultusspezl“, hab ich am 3. August 2021 gegen 17.30 Uhr gesagt, „mich mal früher gefragt hätte, wie das mit dem Corona und dem Schule vielleicht geschmeidiger zu lösen sei, dann wäre das alles wesentlich geschmeidiger gelöst!“ und dann Limo und weiter kauend versucht zu erkennen, ob es sich bei dem Herrn auf dem Rennradl, der grad an mir vorbeigestelzt war, um einen sehr alten Herren in sehr spätjugendlichem Gewand (Turnschuh, Socken bis zum Knie, Fetzenjeansshorts, Sweatshirt) gehandelt haben könnte, oder ob sehr junge Herren mittlerweile sich die Schnurris weiß (!) färben, um den Eindruck zu erwecken, es handle sich um einen sehr, naja, und ob es sich bei der knittrigen Netto-Plastiktüte, die leger am Lenker geschwungen ist, um ein It-Piece und neuestes Accessoire aus dem Fundus des ironischen Präprekariats (der sich neuerdings auch witziger ARGE-Schlappen befleißigt) handelt oder die alterslose Person wirklich nur die letzte Ration Schloss Edel zum Pfandautomaten bringen möchte, es ist alles wirklich sehr kompliziert. „Weil ich hatte ja nämlich“, hab ich weiter gesprochen und dabei mit der Plastikersatzmakkaroni die Limo aufgeschäumt, Bubbletea, das hat man jetzt so, „gefunden, dass ihr einfach die Schutzschilder, die der USK ja jetzt nicht mehr braucht weil keine FFF-Demos mehr, wie einen Bauchladen umhängen hättet können, dann ist vorne zu und hinten und sieht auch noch gut aus, Muttis hätten statt witziger Masken einfach die Gurte genäht und gut ist. Und dann seitlich noch so Plastikhandschuhärmel wie man’s aus dem Veterinär-TV kennt von der Rindsbesamung, da hättet ihr dann um den Schutzschild herum der Destiny den Kopf tätscheln können oder auch einmal draufklopfen, wegen Rüge. Oder halt wenn eh kein Kontakt wegen körperliche Züchtigung leider verboten, vielleicht auch nur kurze Handschuhe vom Biohazard-Labor. Da seht ihr dann zwar aus wie ein Plexiglas-T-Rex, aber ihr schreibt ja eh nicht mehr an Tafeln, sondern drückt nur noch Computerknöpfe.“ – „Ich bin so müde“, hat der Lehrkörper vor mir geseufzt. Verstehe. Ich auch.

// Text: Katharina Wasmeier / Bild: Hannah Rabenstein //

~~ Diese Glosse erscheint unter dem Namen „Runter vom Sofa“ in der Freitagsausgabe der Nürnberger Nachrichten und Nürnberger Zeitung ~~