Konfetti - Die Kolumne

Konfetti! Und außerdem … Nichtgeburtstag

Kennt ihr auch so Menschen, die sich mit fortschreitendem Alter darauf kaprizieren, dass ihnen ihr Geburtstag üüüberhaupt nichts bedeutet, das ein Tag wie jeder andere sei und man sie bitte verschonen solle mit Anbetungsritualen jedweder Art, nur um dann hernach mehr oder weniger subtextual beleidigt zu sein, wenn man sich nicht entgegen ihrer ausdrücklichen Anweisung den Abend spontan freigehalten hat und mit Geschenk und Blumen überraschend vor der Tür steht? Also. Ich halt’s da anders. Ich mein, wann wenn nicht am Geburtstag, am Wiegenfest, an dem Datum, an dem ich der Welt geschenkt wurde wie einst Moses im Weidenkörbchen, darf man seine sonst so vornehm wie sorgfältig unterdrückten Mittelpunktsbedürfnisse von der Leine lassen und sich diejenigen Lobpreisungen auf einen selbst abholen, die man also wirklich sowas von verdient hat? So pflege ich beispielsweise ungefähr monatlich darauf aufmerksam zu machen, dass ich heute soundsoaltunddreimonate werde oder dass ich Heuteinfünfmonatengeburtstag habe, um dann mögliche Einwände mit grandsegnieuraler Miene an Humpty Dumpty zu verweisen, der es ja schließlich auch zur gemeinhin akzeptierten Festivitätsform erhoben hat, wann immer einem grad danach ist, seinen „Nichtgeburtstag“ zu feiern. Jetzt ist in diesem Jahr ein nocheinmal spezialbesondererer Spezialfall eingetreten, weil ich ja wie ihr wisst die letzten beiden Geburtstage einsam und gebrochen, versehrt an Leib und Seele daheim darben und statt einer Krone auf dem Haupt ein Coolpack um den Hax tragen musste. Deswegen hat sich gewissermaßen ein Feierdruck aufgebaut, und ich kann nur schwer an mich halten, nicht vielleicht kurzerhand eine mittelgroße Stadthalle anzumieten und vom Lieblingspaketboten bis zum Bürgermeister alle Honoratioren nachdrücklich aufzufordern, mir gefälligst ihre Ehre zu erweisen. Zur Verdeutlichung: Ein entfernter Anverwandter befindet sich derzeit im befeindeten Ausland, um dort betriebswirtschaftlichen Studien nachzugehen, was, so lassen die täglichen Reiseberichte vermuten, sich so gestaltet, dass er den Betrieb der ansässigen Wirtschaften nicht nur studiert, sondern nach allen Kräften unterstützt. Wegen siehe oben reist er freilich an zum großen Tag, allerdings aufgrund einer kleinen Verwirrung nicht auf einen Sprung, sondern eine volle Woche. „Oh wie schön!“, hab ich ins Skype gejubelt. „Dann können wir ja …“ – „NEIN, Schwester, wir können KEINE Geburtstagswoche draus machen“, hat’s zurückgealtklugt, „die Zeiten sind wirklich vorbei!“ Ich sage: Das werden wir ja sehen!

// Text: Katharina Wasmeier / Bild: Hannah Rabenstein //

~~ Diese Glosse erscheint unter dem Namen „Runter vom Sofa“ in der Freitagsausgabe der Nürnberger Nachrichten und Nürnberger Zeitung ~~