Konfetti! Und außerdem … Nie wieder Festival!
Schönen guten Tag, heute ist Tag fünf der neuen Zeitrechnung, und man kann jetzt zwar nicht direkt von einer Wiedergeburt sprechen, doch langsam aber sicher hat der Körper die Rückeroberungsschlacht über den Zustand gewonnen, den man ihm neulich aufzwang. Eine feindliche Übernahme des Geistes über das Fleisch, sozusagen, wenngleich dasjenige, dem meine Füße bis vor kurzem glichen, eher als Teig zu bezeichnen war. Teig, der in eine viel zu enge Form gepresst ausreichend Zeit hatte, darin hefegleich aufzugehen – das feuchtwarme Klima war ja schließlich eh da. Aber was soll man machen? Wo eine Schlammschlacht, da ein Gummistiefel.
„Tag 3“, schrieb ich einer ins Hessische verzogenen Freundin am Sonntag auf ihre Frage nach meinem Wohlergehen, „du erinnerst dich?“ – „Ja klar!“, antwortete sie prompt. „Man ist ein Wrack, jeder einzelne Muskel tut weh, du hängst bis nachmittags im Bett rum und verfluchst alle Konzerte im Allgemeinen und dich im Speziellen, quälst dich dann mit letzter Kraft aufs Gelände raus, wo du alsgleich einen Hörsturz und Menschenhass erleidest, auf den hin man dir hilfsbereit zwei Bier aufdrängt, das du mit viel Grimasse, Gezeter und Magenrebellion trinkst – und eine Stunde später stehst du in der ersten Reihe beim lautesten Beat und ärgerst dich, dass du nicht schon vormittags rausgefahren ist.“ An und für sich habe ich dem nichts hinzuzufügen, was mir ganz recht wäre, weil meine mühsam zusammengekratzte Energie durch die vorangegangene Niederschrift schon wieder aufgebraucht ist, aber leider gilt es, noch viel Platz zu füllen. Also jedenfalls rief an Tag 2 der Unaussprechliche an, um sich nach dem Status Quo zu erkunden.
Nachdem der rapportiert war, durchsetzt mit vielen Lauten des Leids, sprach er weise: „Nun, Töchterlein, du verzeihst, wenn sich mein Mitleid in Grenzen hält, oder willst du mir sagen, du hast dir das nicht genau so ausgesucht?“ – „Ja, schon“, sprach ich, „Äh: nein! Weil es ist so: Wenn sich die Mühlen des Schicksals erstmal in Bewegung gesetzt haben, dann hat man keine Chance mehr zu entkommen.“ Weil man trifft ja so viele Menschen. Und man freut sich ja dann dauernd so. Und dann hat man dauernd so viel Durst. Und dann ist das Schmuggelwasser leer und die Tränke so weit weg, und dann muss man Bier. Und dann trifft man noch mehr Menschen und dann wird’s noch lustiger und dann muss der Schwarm dauernd von einem besten Konzert der Welt zum nächsten, wo man dann lauthals den weisen Satz „Ich bin aber nicht in meinem Alter!“ in den Schlamm tanzt. Um dann am Folgetag völlig überraschend festzustellen, dass man eben sehr wohl in seinem Alter ist. Ergo leisten wir den heiligen Schwur, dass das jetzt wirklich, also wirklich das letzte Mal war. Und das schlimme ist: Wir meinen das auch noch ernst …
// Text: Katharina Wasmeier / Bild: Hannah Rabenstein //
~ Diese Glosse erscheint unter dem Namen „Runter vom Sofa!“ in der Freitagsausgabe der Nürnberger Nachrichten ~