Konfetti! Und außerdem … Tramsurfen
Grad bin ich Bus gefahren. Nein Schmarrn was red ich, Bus fahren – kann sich doch kein Mensch leisten. Also ich mir nicht. Also nochmal: Grad ist ein Bus an mir vorbei gefahren. Versonnen hab ich ihm hinterhergeblickt und mich an gute alte Zeiten erinnert, wo der Bus und ich gute Freunde im Sinne eines schwedischen Hauptstadtyndroms waren, fuhr er mich doch täglich in die Lehranstalt unter Bedingungen übrigens, deretwegen die Hubschraubermütter des Landes heutzutage Volksbegehren anzetteln. Ich nenn’s mal kuschlig. Heut ist der Bus eher so eine Art gesundheitliches Mahnmal, das mir „Du möchtest laufen!“ zubrummt oder „Du scheinst ja zu viel Geld zu haben!“ hinterherruft. Beides ist nur halb richtig, aber was soll man machen. Der ÖPNV gehört den Reichen und Verzweifelten, und da kannst jetzt schon auch wieder sagen, schon gut für wenigstens eine der vorgenannten Gruppen, wenn’s da bald internettet. Weil der Markus verspricht ja ein WWW für alle, und weil er nicht so recht weiß, wohin mit seinem Schlachtruf, der im Selb’schen schon irgendwie Sinn ergibt, im Nürnberg aber halt nur noch so mittel, möchte er das Internet in die Straßenbahn hineintun. Oder wenigstens die Haltestellen. Das ist sauber wichtig, und ich stell’s mir schön vor, wenn die Straßenbahn bald die Eckkneipe von damals ist, sitzt der demontierte Herr mittleren Alters doch dann künftig nicht mehr schweigeglotzend an einem Tresen, sondern schweigentindernd im Wartehäusl. Fussi gibt’s da dann ja auch. Schon hat die VAG ihre Gesundheitsmission erneut erfüllt mit staatsministerlichem Support, und alle klopfen sich auf die Schulter. So, jetzt letzthin neue Meldung: Man tät grad schauen, wo auch in der UBahn ein WLAN Spaß machen könnt, und zwar wichtig: dem internationalen Publikum. Hab ich vor lauter Freude direkt mal in die VAG hineingefragt, wer jetzt das eigentlich zahlen soll, und ob’s dann ganz zufällig wieder 17 Tariferhöhungen gibt in Folge und 500 Meter Busreise künftig preislich gleichauf liegen mit einer formidablen Achterbahnfahrt, nur weniger windig. Hat die befragte Person dann erst um Zeitaufschub gebeten wegen Fachpersonalsuche, dann war sie krank und dann auf unbestimmte Zeit verreist – bis heut hab ich keine Antwort. Macht aber nichts wegen ich fahr ja Radl, strotze vor Gesundheit, danke VAG, und freu mich eh jetzt schon auf die erstaunte Vermeldung ausschweifender WLAN-Partys in Ubahnhöfen. Ganz bestimmt vertreibt der surfende Tourist dann auch den Plebs im Hauptbahnhof. Juhu, schon wieder einen Punkt abzumhaken. Ergo bibamus! Und dann so singen: „Rirarutsch, wir fahren mit der Kutsch. Wir fahren mit der Schneckenpost, wo es keinen Pfennig kost. Rirarutsch, wir fahren mit der Kutsch.“
// Text: Katharina Wasmeier / Bild: Hannah Rabenstein //
~~ Diese Glosse erscheint unter dem Namen „Runter vom Sofa“ in der Freitagsausgabe der Nürnberger Nachrichten und Nürnberger Zeitung ~~