Diskotanz
Konfetti - Die Kolumne

Konfetti! Und außerdem … Übersprungshandlung

April, April macht was er will / Der Mai jetzt auch, so ein Lauch! / Erst weht er eisig mit Gefauch / dann wohlig warm auf deinen Bauch / aus den Gärten steigt ein Rauch / und hauch / t dir Sommer in die Nase / durchbricht die Schlechte-Info-Blase / und so schmauch / ich friedlich auf der Wiese / durch die frühlingshafte Brise / Jambusdaktylustrophäus / reimen fröhlich einen Stuss / doch was sich reimt ist immer gut / und auf dem Weber glüht die Glut. „Übersprungshandlung, die: „Verhaltensmuster, die […] keinem unmittelbaren Zweck zu dienen scheinen.“ #stressminderung #wetterbericht #sommergarderobe. „Du kannst die Winterjacke wegräumen“, schrieb die Freundin eben und schickte ein Bildchen hinterher. Seitdem schwitze ich. Präventiv, sozusagen. Weil das mit dem Fatalismus kennt offenbar doch Grenzen. „Sie haben’s ja nicht so mit dem Sommer, wie man liest“, hatte am Vormittag desselben schicksalhaften Tages eine treue Leserin sich zu erkennen gegeben, und ich, entrüstet: Gar nicht wahr, große Hitzeliebe, immer draußen, herrlich, Ermüdungserscheinungen erst im November, schwierig dann Dezember im Bikini, aber sonst, hey, Superwärme, komm nur her! Und später im Eissturm fest in die Winterwindjacke gewickelt lässig: Ach du, meinethalben bleibt das halt jetzt so mit dem Kalt, hat der Sommer uns halt vergessen, was du dir da an Stress sparst, gell! Tja. Da hab ich die Rechnung ohne den Petrus gemacht. „WETTER?!“ muss er gedröhnt haben, „VERGESSEN?? DIR ZEIG ICH EIN VERGESSEN!!“ und sogleich den Ofen angeschürt. Folgende Prophezeiung wurde erlassen: Nach monatelangem Leben als nordbayerischer Inuit gehüllt in Wollsocken, Mikrofleece und Körperbehaarung wirst du eines Tages aufwachen und die Gesterntemperatur singt „Ich war 16“ und die Heutetemperatur antwortet „und ich 31!“ und es ist: Sommer. Und deswegen ist jetzt Maximalstress, weil in zwei Tagen müssen der Schlendrian gestoppt und ich vorbereitet sein. Dunkle Daunenjacken müssen auf Schränke und flatternd-helles Leinen davon heruntergeholt werden, Picknickdecken entstaubt und Ballspiele ausgegraben, 15 Paar luftdichte Winterschuhe gegen 127 Hauche von Nichts mit Riemchen getauscht, und, jetzt kommt das Schlimmste: Der Body muss in Shape gebracht werden! Ja richtig: Das, was die letzten Monate rumgelegen und von vielen Schichten Wärmegewand kaschiert worden ist, und jetzt sollst du völlig unerwartet Haut zeigen und Käsebein womöglich auch und als wär das nicht schlimm genug hat die Freundin mit diabolischem Grinsen den hauchdünnen Faden des Damoklesschwert durchschnitten, das über mir im Sturme schaukelt: „Und das Wichtigste: Fußnägel lackieren!“ HILFE!

// Text: Katharina Wasmeier / Bild: Hannah Rabenstein //

~~ Diese Glosse erscheint unter dem Namen „Runter vom Sofa“ in der Freitagsausgabe der Nürnberger Nachrichten und Nürnberger Zeitung ~~