Live / Musik

Konzertbericht: Blond im E-Werk

Beim Nürnberg Pop Festival im vergangenen Oktober waren BLOND Auftakt-Headliner im Z-Bau. Am 18. Januar kehrte die Indie-Band aus Chemnitz zurück nach Franken und spielte im Erlanger E-Werk im Zuge ihrer „Perlen Tour“.

Mit ihrem Album „Perlen“, das im April 2023 erschien, sind BLOND seit dem vergangenen Festivalsommer quer durch Deutschland, Österreich und die Schweiz unterwegs. Festivalshows bei z.B. Rock im Park und dem Highfield Festival markierten die bislang größten Auftritte der Band, die in den letzten zwei Jahren einen wahren Aufstieg in der deutschen Musiklandschaft verzeichnet. Das liegt zum einen an ihrer tanzbaren, treibenden und lyrisch wertvollen Musik, aber auch an den Werten, die die Band vertritt. Dazu später mehr.

Als Support steht an diesem Abend die Berliner Band CAVA auf der Bühne. Das Duo, bestehend aus Peppi am Gesang und der Gitarre und Meli am Schlagzeug, heizt dem gut gefüllten Saal von der ersten Sekunde an mächtig ein. Musikalisch einzuordnen sind CAVA im Punk, Rock und Grunge. Mit Gitarren-Soli und mitreißenden Drums begeistern die beiden Musikerinnen das Publikum. Sängerin Peppi merkte während der Show an, dass es ihnen wichtig sei, FLINTA*-Personen sowohl vor als auch auf und hinter der Bühne sichtbar zu machen (Anmerkung:  FLINTA* steht für Frauen, Lesben, intersexuelle, nicht-binäre, trans und agender-Personen). Beim vorletzten Song wurden die Plätze getauscht; so spielte Peppi Drums, Meli spielte Gitarre und übernahm den Gesang. Unter lautem Applaus verließen die Musikerinnen nach einer guten halben Stunde die Bühne.

Nach nicht mal einer halben Stunde Pause erlischt das Licht im E-Werk und „Nur ein Wort“ von Wir sind Helden dröhnt aus den Boxen. Das Publikum beginnt zu singen, schreien und applaudieren. BLOND betreten die Bühne und starten das Konzert mit „Durch die Nacht“, ein Song ihres aktuellen Albums. Das E-Werk jubelt und lebt den Moment. Ein großes Backdrop mit BLOND-Schriftzug ziert den hinteren Teil der Bühne. Der Rest der Bühne ist mit zu Blüten geformten, bunten Stoffen dekoriert. Wer in den vergangenen Monaten die Band schon live gesehen hat, weiß, dass die Outfits ein wichtiger Teil der Show sind. Während der ersten drei Songs sind Sängerin und Gitarristin Nina, Schlagzeugerin und Sängerin Lotta und Keyboarder und Bassist Johann in rotem und lila Stoff gehüllt, der auch die Bühne ziert. Zwischen dem dritten und vierten Song legen Nina und Lotta den Stoff ab und tragen hellblaue Kleider. Im Verlauf des Konzerts gibt es noch einige Outfitwechsel; auch bunt-blinkende Oberteile kommen zum Einsatz.

BLOND Konzerte sind bunt – und das in jeder Hinsicht. So ist es auffallend, wie gut die Stimmung besonders auf zwischenmenschlicher Ebene ist. Im Publikum wird aufeinander geachtet. Bei mehreren Songs bilden sich Moshpits, die keinerlei Anzeichen von Rücksichtslosigkeit oder Gewalt mit sich bringen. So wie es sich eigentlich auch gehört, in der Realität aber leider oft nicht praktiziert wird. Obwohl das Publikum durchaus gemischt ist, befinden sich in den Pits vor allem FLINTA*-Personen. Das liegt auch daran, dass die Band deutlich kommuniziert, dass sich jeder Mensch auf ihren Konzerten wohlfühlen und der Raum von niemandem allein eingenommen werden soll.

Die Setlist beinhaltet sowohl Songs des aktuellen Albums als auch ältere Songs. Ebenso wie eine Coverversion des Mando Diao Songs „Dance with Somebody“, bei dem CAVA noch einmal auf die Bühne kommen und zusammen mit Blond performen. Die Konzertbesucher:innen singen laut, tanzen und genießen den Abend ausgiebig. Viele Fans haben Schilder gebastelt; „Auf geht’s Blondies, kämpfen und siegen“-Sprechchöre hallen regelmäßig durch den Saal. BLOND stehen auch für viel Interaktion mit dem Publikum. So werden Geschichten erzählt, eine „Alle schließen nun die Augen“-Hypnose mithilfe von Klangschalen aufgeführt und eine Person im Publikum gesucht, die ihren Ellenbogen mit der Zunge berühren kann. Die Band verschmilzt mit dem Publikum und das Konzert wird zu einer großen Party, bei der sich alle wohlfühlen und Spaß haben.

Die Mischung aus guter Laune und dem Vermitteln von wichtigen Themen wird beim Song „Es könnte grad nicht schöner sein“ besonders deutlich. Vor dem Song sprechen Nina und Lotta über das Thema Menstruation und fragen im Publikum nach, ob auch jemand aktuell die Periode hat. Viele Arme werden in die Luft gerissen. Im Song singen BLOND: „Es könnte grad nicht schöner sein / Mein Leben ist grad ziemlich geil / Ich habe eine gute Zeit und genau dann kicken meine Tage rein.“ Auch wenn das Thema im Song eher mit einem Schmunzeln behandelt wird, trägt das Lied und auch die Ansprache dazu bei, dass sich Menschen im Publikum gesehen und gehört fühlen. Ebenso schafft dieser Moment auch eine Toleranz gegenüber einem Thema, das teilweise noch immer tabuisiert wird, obwohl es zum Alltag von Milliarden Menschen gehört.

Konzerte von BLOND sind ein Wohlfühlort: Spaß, Lebensfreude und das Gefühl, nicht alleine zu sein. Auch im Erlanger E-Werk trifft das an diesem Abend zu. Die Musik der Band ist mitreißend, lädt zum Tanzen und Nachdenken ein. Man blickt am Ende des Konzertes in ausnahmslos glückliche und positiv erschöpfte Gesichter.

// Text & Bilder: Sarah Weinberg //