Musik

Konzertbericht: Rainhard Fendrich

Da kann man einfach machen, was man will, aber ein Gassenhauer ist ein Gassenhauer bleibt ein Gassenhauer. Und deswegen reißt’s das Publikum letztlich und vor allem endlich von der schaukligen Serenadenhof-Bestuhlung, als er sie endlich auspackt, die drei großen, die ewig anhaftenden: Macho, Bergwerkherz, Sportleben.

Dabei hatte Rainhard Fendrich kurz zuvor noch nicht nachlassen wollende Rufe nach den vorgenannten lapidar mit den Worten „noch bin ich keine Musikbox“ pariert. Und sich vor allem arg viel Mühe gegeben, nachdenklich zu wirken, reflektiert und gereift. Also abgesehen von den mit langbärtigen Altherrenwitzen garnierten Zwischenansagen, aber so ist er eben, der ewige Stenz, mit erfolgreichster Vertreter des sogenannten Austropops und Initiator von Austria 3 – einem langjährigen und erfolgreichen Projekt mit Wolfgang Ambros und Georg Danzer. Dem zu Ehren findet auch der bewegendste Moment des Konzertes der „Unplugged“-Tour statt, als Fendrich in Reminiszenz an den 2007 verstorbenen Freund eines dessen Lieder anstimmt und zum Himmel grüßt.

Rainhard Fendrich ist wieder da, so er je weggewesen sein sollte, hat die neue Platte „Besser wird’s nicht“ im Gepäck und zwei ausgezeichnete Musiker, die ihn begleiten zwischen Blues und Tango. Fendrich singt und erzählt und erzählsingt, vom Leben als A- bis C-Promi, von „Nur durch Neider bringt man’s weiter“, vom Pleitegeier, der ein Vogel ist, der sich unkontrolliert vermehrt, da kennt er sich ja aus. Davon, dass man nicht schön sein muss, um Erfolg zu haben, aber es gibt welche, denen ist das ins Gesicht gemeißelt – dass das nichts wird. Der Macho selbst spricht selbstironisch vom Baby, das vermeintlich happy ist, vom Altern, von der Pubertät, ist dabei unterhaltsamer, wenn er sich nicht der altbackenen Witze bedient und ergreifend, wenn er ehrlich aus seinem Leben berichtet. Wie vom Großvater, der ihn mitnimmt zum Prater am Zeugnistag, Noten egal, und dann traut sich der kleine Rainhard nicht in die Geisterbahn, zu groß die Angst vorm Tod.

Und dann kann er sich doch behaupten gegen die Furcht und den Sensenmann. „So lange Sie sich auf den Weg zu meinen Konzerten machen, erlaube ich mir, noch ein wenig zu wandern“, sagt der nunmehr 60-Jährige, und wandert durch die Erinnerungen und Stationen, durch „My Generation“, und davon hat’s nun wirklich genug im Publikum, da kann man mitreden. Singen nicht so, das wird sich aufgespart für’s Ende, eh für den zweiten Teil, der beinahe nur aus altem Liedgut besteht. Und aus einem Appell gegen Pegida und die Generalverdächtigung einer ganzen Religion, „Brüder sind wir, Brüder bleiben wir“! Die inoffizielle österreichische Bundeshymne „I am from Austria“ fehlt freilich nicht, auch wenn sich Fendrich dafür schämt, dass die Kinder daheim den Text besser beherrschen als den der echten Hymne, und die „Strada del Sole“ und die „Schickeria“ und Ende. Da kann das Publikum so viel stehend Ovationen geben, wie es will.

https://www.youtube.com/watch?v=251J49eqwRk

//Text + Bild: Katharina Wasmeier //