Live / REIN & RAUS

Festivalbericht: Folk im Park

Glücklich konnten sich die Festivalmacher schätzen, die am vergangenen Wochenende erst am Sonntag dran waren. Am Samstag mussten aufgrund der starken Sturmböen quer durch die Republik Zeitpläne verschoben, Bands und auch ganze Tage abgesagt und aufbrausende Shitstorms in den sozialen Netzwerken besänftigt werden. Der Folk im Park e.V. und das Erlanger E-Werk, die für das Folk im Park Festival verantwortlich sind, gehörten in ihrem Jubiläumsjahr zu den Glücklichen. Auch im Nürnberger Marienbergpark hatte es am Vortag gar mächtig dahergeweht. Entsprechend verlief der Aufbau nur unter schwierigen Voraussetzungen und mit einigen Pannen ab. Aber als am Sonntag bei perfektem Open Air Wetter die ersten Besucher anrückten, sah die malerisch mitten im Park gelegene Wiese samt liebevoll gestalteter Festivalumgebung tiptop aus.

Man darf sich Folk im Park nicht wie ein „klassisches“ Festival vorstellen, sondern eher wie einen gemütlichen Sonntagstreffpunkt für Jung und Alt. Die Kids vergnügten sich im großen Kinderbereich mit Riesenraupe, in der Bastelstation unterm Zirkuszelt oder streckten die neugierigen Beinchen ins Planschbecken. Die Eltern ließen sich auf ihren Decken auf der Wiese nieder, versorgten sich mit regionalen Bierspezialitäten, Kuchen von Mathilde Tea Room oder Trendkost von verschiedenen Foodtrucks, und machten es sich gemütlich.

Auffällig heuer war, dass die Blumenkettenmädels und Hippiejünger der ersten FIP-Jahre fast komplett fehlten. Vielleicht hatten die es ja vorgezogen, sich – andernorts angeboten – mit Farbbeuteln zu bewerfen. Es waren jedenfalls eher die älteren Junggebliebenen, die zum Familiensonntag ausgezogen waren und Wetter, Angebot und Gemütlichkeit sichtlich genossen.

Manchmal ein wenig auf der Strecke blieb dabei der musikalische Part des Tages. Während der mit Band angereiste rheinländische Songwriter-Sympathisant Hello Piedpiper und die britischen Indiefolk-Emporkömmlinge The Bronze Medal sich über den warmen Applaus der immer voller werdenden Wiese freuen durften, lud der akustische, afrokaribisch versetze Songwriter-Ansatz der Deutschland-Festivaldebütantin Kimberly Anne aus UK vor allem hinten auf der Wiese zum ausgedehnten Schwatz ein. Es ist aber auch schön, so viele bekannte Gesichter zu sehen! Und das Konzept des Festivals – es wurde zum Beispiel kein Zeitplan bekannt gegeben im Vorfeld – impliziert die Freiheit der Besucher, den Tag zu verbringen wie sie es wollen. Und das ist gut so.

Die ebenfalls aus England stammenden „Hippie-Hipster“ Crystobal And The Sea polarisierten im Anschluss mit ihrem psychedelischen, ziemlich laut dargebotenen „Tropicalia Pop“. Den einen gefiel das ziemlich gut, den anderen ging vor allem die häufig eingesetzte Querflöte mächtig auf die Nerven.

Der in Berlin lebende, mal mit schwedischen, meistens aber mit französischen Wurzeln in Verbindung gebrachte David Ivar Herman Düne (die eine Hälfte des bekannten Indiefolk-Projektes Herman Dune) begeisterte im Anschluss mit der rohen, Blues-durchtränkten, immer wieder durch messerscharfe Breaks oder verzerrte Gitarrensoli aus der songwriterlichen Entspanntheit heraus katapultierten Idee seines neuen Projektes Black Yaya, umso mehr, der bärtige Isländer Junius Meyvant schaffte es mit seiner Band als Abschluss des Live-Programmes, dass sich die Anwesenden von ihren Decken erhoben und mitwippten. Ein wunderbarer Hauch von Skandinavien wehte durch den Norden Nürnbergs.

Wer noch wollte, konnte sich nun bei einsetzendem Nieselregen noch den Musikfilm Good Vibrations angucken.

Ach ja, dass das Festival mit über 1000 Karten ausverkauft ist, wurde am späteren Nachmittag übrigens bekannt gegeben. Auch hierfür: herzlichen Glückwunsch!

www.folkimpark.com

/guesswhoisbad/